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Schlagwort: Gerhard van Wou (Seite 2 von 2)

Die Glocken von St. Lamberti, Münster (2)

Am 25.10. jährte sich die  Verkündung des Friedens nach den langwierigen Verhandlungen in Münster und Osnabrück zum 366. Mal (Ende des 30jährigen Krieges: 1648).

Nach dem  (seit 1998) etablierten münsterschen Historienspiel erklangen die Glocken der Altstadtkirchen, die wirklich auch damals schon existiert und geläutet haben – in St. Lamberti sind dies die Lambertusglocke, die Marienglocke (beide 1493), die kleine Katharinenglocke (1497) und die große Katharinenglocke (1619).

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Die Glocken von St. Lamberti, Münster (1)

Teil 1: Die Lambertus-Glocke, 1493

Unterer Durchmesser: 153cm.

Umschrift:

Sum – tuba – magna – dei : divi – sub – nomi(n)e – patris Lamberti – populos – ad – sua – templa – vocans – Gherardus – de – wou – camppensis – m – fecit – Anno domini – m – cccc – xciij.

(zitiert nach Max Geisberg: Quellen zur Kunstgeschichte der Lambertikirche in Münster. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1942).

Als die größte Glocke bin ich dem Kirchenpatron Lambertus geweiht. Ich rufe die Herde Lamberti zum Gottesdienst. Gherardus von Wou aus Kampen hat mich angefertigt im Jahre des Herrn 1493.“

Bei dem hier genannten „Gherardus de Wou Camppensis“ handelt es sich um keinen Geringeren als den berühmten Gerhard van Wou „van Kampen“ (geboren um 1440 in Hintham, Brabant; gestorben im Dezember 1527 in Kampen, Overijssel). Er war der Meister-Glockengießer, der u.a. die schöne „Gloriosa“ für den Erfurter Dom geschaffen hat!

In Münster hängt von ihm außer der Lambertus-Glocke auch noch die Marien-Glocke aus dem selben Jahre.

Das tiefe c erklingt, wenn die Lambertus-Glocke schwingt.

Dass diese alten Glocken erhalten geblieben sind, beweist, dass die „Wieder-“Täufer während ihrer Schreckensherrschaft nicht alles kirchliche Geläut und Gebilde zerstört haben.

Kerssenbroch schrieb über die Lambertus-Glocke, sie habe in alten Zeiten

mit dreimaligem Läuten den Rat zum peinlichen Gericht und zu den Sitzungen, die Bürgerschaft zum nächtlichen Wachtdienst und zum Verlassen der Straße“

gerufen (Geisberg 1942, S. 61).

Außerdem schlug sie die vollen Stunden.

Als Abendglocke wurde sie noch 1863 von Oster-Montag bis zum Münstersendtag im Herbst um 9 Uhr, von da an um 8 Uhr durch den Turmwächter geläutet.“ (ebd.)

Ein vermutlich im 17. Jahrhundert auf den Glockenmantel gemaltes Gerippe soll nach Geisberg wahrscheinlich Bezug auf die Verwendung als Gerichtsglocke und Totenglocke nehmen.

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