Unter Münsters Nachtwächtern gibt es einen Kollegen namens Timm H., dem ich herzlich danke für den Einblick in das folgende Buch-Schätzchen:
Fabio Chigi: Gedichte zu seinem Aufenthalt in Münster von 1644-1649. Gesamtherstellung: Regensbergsche Buchdruckerei und Buchbinderei, Münster 1975. „Die Gedichte sind übertragen von Dr. theol. Hermann Bücker † und mit Genehmigung von Professor Dr. Prinz entnommen der Westf. Zeitschrift für Vaterländische Geschichte und Altertumskunde (108. Band).“

Vorwort von Helmut Lahrkamp:

„Der Apostolische Nuntius Fabio Chigi hat sich länger als fünfeinhalb Jahre in der Stadt Münster aufgehalten. Er kam am 19. März 1644 und verließ Münster am 13. Dezember 1649. Unter den weit über zweihundert namentlich bekannten Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses, die aus fast ganz Europa zusammengekommen waren, nahm er eine Sonderstellung ein, weil er zum Friedensvermittler (Mediator pacis) zwischen den katholischen Mächten bestimmt war. (…) Geboren am 13. Februar 1599 in Siena als Sproß einer alten, aber verarmten Adelsfamilie, hatte er an der Universität seiner Vaterstadt philosophische, juristische und theologische Studien absolviert und war 1628 in den Dienste der päpstlichen Kurie getreten. (…) Chigi war ein Liebhaber der lateinischen Dichtkunst. Bereits in seiner Jugend hatte er ein Trauerspiel „Pompejus“ verfaßt; in Münster schrieb er Gedichte, die z. T. auf seinen Aufenthalt Bezug nahmen. Die Münster betreffenden Gedichte hat 1958 Hermann Bücker ins Deutsche übertragen. (…) Nach seiner Rückkehr nach Italien wurde der Nuntios 1651 zum päpstlichen Staatssekretär ernannt und im nächsten Jahr ins Kardinalskollegium berufen. Das Konklave wählte ihn am 7. April 1655 zum Nachfolger Papst Innozenz‘ X. Er nahm den Namen Alexander VII. an. Seine Wahl verursachte in Münster große Freude, weil er bei der Bevölkerung sehr beliebt war. (…) Chigi starb am 22. Mai 1667 und fand sein Grab im Petersdom, wo das von Lorenzo Bernini geschaffene Grabmal sein Andenken wach hält.“

Fabio Chigi

Fabio Chigi – Kupferstich von Paulus Pontius nach Anselm van Hulle, 1648

 

 

 

Quelle: Internetportal „Westfälische Geschichte“ des LWL-Instituts für   westfälische Regionalgeschichte und der Stiftung Westfalen-Initiative

 

 

 

 

 

Auszüge aus dem Werk: 

S. 17 „Die Stadt Münster – ihre Gebäude, Einwohner und Sitten“:

„… Sechs Jahrhunderte schon ist die Stätte die Hauptstadt Westfalens,
Statt Monasterium ward Münster auf deutsch sie genannt.
Zweifach umkränzt eine Mauer die Stadt und ein zweifacher Graben,
Fern von ihr flutet die Ems, quer durch die Stadt rauscht die Aa.
Prachtvolle Kirchen sind wiedergewonnen dem Glauben der Väter,
Als mit dem König sein Volk, wahnsinnig beide, verschwand!
Hoch zu den Wolken empor heben mächtige Türme die Helme,
Und ein melodisch Geläut klingt von den Glocken herab.
Schau! Drei Wiedertäuferkäfige hängen da droben!
Und die Gebeine noch selbst büßen die furchtbare Schuld. (…)“

 Im Stadtmuseum Münster gibt es noch viel mehr zu erfahren über Chigi und den Westfälischen Frieden – besonders beeindruckend finde ich übrigens die Modelle der Stadt, anhand derer man eindrücklich nachvollziehen kann, wie die Stadt, die aus einer Siedlung Mimigernaford und einer Klostergründung hervorgegangen ist, im Laufe der Höhen und Tiefen der Historie zum prachtvollen Münster der Jetzt-Zeit geworden ist!
Wo der Niederländisch-Spanische Teilfrieden unterzeichnet worden ist, sollte man sich unbedingt auch einmal angesehen haben: Im Friedenssaal des Historischen Rathauses zu Münster.

Und nicht zu vergessen in diesem Zusammenhange: Das Haus der Niederlande im Krameramtshaus, wo die Gesandten der Niederlande während der Friedensverhandlungen wohnten.
Über all diese historisch bedeutsamen Stätten schweift der abendliche Blick der Türmerin und sie spürt ein Kribbeln angesichts der gewaltigen Geschichte, die hier unmittelbar um die Lambertikirche herum geschrieben worden ist…