Beitragsbild: Gemälde von Michelangelo Merisi da Caravaggio, Quelle: http://kirchensite.de

Dieser Teil handelt von der Großen Katharinenglocke, sie ist die vierte „alte“ Glocke auf St. Lamberti zu Münster, die nächsten vier zu beschreibenden Glocken sind aus unserer Gegenwartszeit, nämlich 2008 – doch dazu später; hier zunächst die Glocke, die der Heiligen Katharina gewidmet ist:

Unterer Durchmesser: 143 cm.
Gewicht: 1750 kg
Ton: des

Umschrift: † ANNO CHRISTI 1619 CATHARINA MIHI NOMEN DAT FULMINA PELLO ET IUBEO MORTIS TE MEMINISSE TUAE. HENRICH CAESEM CIVIS HUIUS URBIS ME FECIT.

Übersetzung in etwa: Im Namen des Herrn 1619. Katharina gab mir den Namen, ich vertreibe die Blitze und erinnere dich deines Todes. Heinrich Caesem, Bürger dieser Stadt, hat mich angefertigt.

Geisberg schreibt:

„Offenbar Ersatz einer zweiten  1493 von de Wou gegossenen Glocke. Im Sonntagsblatt Bad. XXXX, S. 744 als Wetter- und Totenglocke. Nach den Kirchenrechnungen wurde sie nur bei den Mitgliedern der Katharinenbruderschaft als Totenglocke geläutet.“ (Geisberg 1942, S. 61)

->Die Katharinenbruderschaft an St. Lamberti zu Münster wurde übrigens 1330 durch den Pfarrer Bernhard Mönnick gegründet.

Auf dem Glockenmantel der Großen Katharinenglocke wurde bei Restaurierungsarbeiten ein Öl-Gemälde entdeckt, das die Heilige Katharina zeigt.
Am oberen Rand befindet sich ein Reliefbild, das eine Jagdszene zeigt.

Es gibt mehrere Heilige mit dem Namen Katharina – (Beispiele: Katharina von Siena, Katharina von Bologna, Katharina von Schweden…) – aber da diese Glocke für die St. Lambertikirche zu Münster angefertigt worden ist, ist es eindeutig: Neben dem Heiligen Lambertus steht die Stadt- und Marktkirche unter dem Patrozinium der Heiligen Katharina, der Nothelferin, welche meist mit einem Rad dargestellt wird (siehe auch: Kleine Katharinenglocke).

Und wer ist dieser Heinrich (Henrich, Henricus) Caesem (Casmann, Caeßmann, Kaesem)?

Geisberg beschreibt ihn als Glocken- und Geschützgießer (Glockengießer waren damals auch zuständig für allerlei Kriegsrüstwerk). Ein überliefertes Schreiben enthält eine Selbstbeschreibung, die laut Geisberg so klingt:

„(…) schamelen jungen Mann, der das Gelbgießer-Amt von jugent auf und danegst sich auch in fremde Lande begeben und also gloggen und buxen und sunst anderes dergleichen zu gießen gelernt.“ (Geisberg 1942, S. 62)Inte

Über die spannende Geschichte der Großen Katharinenglocke weiß Geisberg zu berichten, dass die bestehende (von Gerhard von Wou?) im Jahr 1619 „wieder zerbrochen“ war und Caesem sich anbot, auf eigene Gefahr und Kosten die Glocke neu zu gießen, um seinen guten Ruf zu wahren (anscheinend waren ihm vorherige Güsse nicht gelungen). Die Katharinenbruderschaft beschloss,

„die Einkünfte fur den nächsten Zech und Zusammenkünft am Katharinenfeste zum Umguß der (…) Glocke zu verwenden.“ (Geisberg zitiert hier teilweise aus dem Kirchenarchiv, siehe Geisberg 1942, S. 62)

Interessanterweise taucht der Name dieses Glockengießers auch in unserer Jetzt-Zeit hier und da wieder auf: 2010 hat z.B. der Ochtruper Arbeitskreis für Heimatkunde im Rahmen eines großen Volksfestes eine „Leineweber-Hochzeit“ aufgeführt, die auf historischen Fakten basierte – die Braut war dabei eine Nachfahrin des „Wanderglockengießers Heinrich Caesem“. Siehe dazu: Artikel der Westfälischen Nachrichten.