Jetzt sieht man vielerorts wieder die bunten, kreativ geschmückten Wagen – die Karnevalsumzüge! Für jemanden wie mich aus dem Lande Weitweitweg ist dies ein recht exotischer Anblick, ich kann mir vorstellen, dass es auch vielen Studierenden genau so geht, die sich ebenso nicht dem karnevalistischen Reiz entziehen können. Vielleicht hat sich auch der eine oder die andere Zugezogene bereits über die Ankündigungen des sogenannten Ziegenbocks-Montags gewundert, und was es wohl mit dem Ruf „Hipp Hipp! – Meck Meck!“ auf sich haben mag…
Mich klärten vor zwei Jahren, als ich aus Weitweitweg nach Münster zog, einige nette Traditionalisten und Brauchtumspflegerinnen auf, und was ich dabei erfuhr, gebe ich nun gerne weiter.
Hermann „Pewo“ Peters, seines Zeichens Zahnarzt und leidenschaftlicher Karnevalist, geb. 1898 und verst. 1964, wurde inspiriert vom „Ziegenbaron“ Alfred von Renesse (1855-1957!). Dieser gilt uns als Gründer des Ziegenzuchtvereins. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden rachitische, tuberkulöse und zahnkranke Kinder mit Ziegenmilch behandelt. Baron von Renesse setzte sich sehr für die Ziegen („Hippen“) ein und hielt viele Vorträge über sein Anliegen. Was hat nun aber dieser ernste Hintergrund mit dem lustigen Karneval zu tun?
Der Baron von Renesse wird in einer Reihe mit dem immer zu Schabernack aufgelegten Prof. Landois und dem „tollen Bomberg“ genannt, weil er es Zeit seines 102jährigen Lebens außerordentlich gut verstanden hat, mit Späßkes und humorvollen Reden für seine Pläne zu werben.
So hat er z.B. bei den Treffen der Ehrenmitglieder des Ziegenzuchtvereins in einem Biergarten in der Neubrückenstraße immer wieder Studenten zum Dr. hipp. ernannt. Und statt Beifall meckerte dann die gesamte Festgesellschaft wie eine Horde Ziegen!
Auf diesen wortgewandten Ziegenbaron berief sich dann also „Pewo“ Peters, als er mit verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Aktionen Geld für ein Ziegenbockdenkmal auf dem Wolbecker Marktplatz zusammenbekam und immer mehr Menschen dazu bewegte, sich der Ziegenzucht für den guten Zweck zu widmen.
In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Heimatvereins führte Peters dann am Montag vor dem Rosenmontag den Wolbecker Ziegenbocks-Montag (ZiBoMo) ein, der sich noch heute – und wahrscheinlich noch in mehr als 100 Jahren – größter Beliebtheit erfreut.
Und das Hipp Hipp! – Meck Meck! kennen wir ja schon seit den lustigen Treffen des Ziegenzuchtvereins unter dem Ziegenbaron von Renesse…