Zwei Bücher sind jetzt neu in der Turmstubenbücherei angekommen:
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„Letzter Mann im Turm“ von Aravind Adiga
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Ausstellungskatalog zur Baukultur-Ausstellung „Der Traum vom Turm“
1.) Letzter Mann im Turm – das ist der ehemalige Lehrer, der „Masterji“ genannt wird. Er will nicht aus seinem maroden Wohnturm ausziehen, obwohl der abgerissen werden soll, um Platz für ein Luxus-Hochhaus zu machen. Ein Baulöwe verspricht den Bewohnern neue Wohnungen, und im Buch werden die verschiedensten Charaktere und ihr unterschiedlicher Umgang mit der Situation beschrieben.
Immobilienspekulation, urbane Veränderungen, soziales Miteinander, und das alles mitten in Bombay, heute Mumbai, Indien, wo auch der Autor Adiga wohnt. Er sagte in einem Interview, eine Zeitungsnotiz gab ihm die Inspiration für seine indische David-gegen-Goliath-Geschichte.
Während die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Roman des 1974 geborenen Autors als „klaren Fall von erzählerischer Übermotivierung“ beschreibt – weil nach Ansicht des Rezensenten zu viel Plakatives, Sozialkritisches in die Figuren geschrieben worden sei – nennt die taz dies alles eine „Liebeserklärung an die brutale Schönheit“ der „unglaublichen“ Stadt Mumbai.
Türmer im europäischen Sinne einer Brand- und Feindeswacht gibt es meines Wissens in Indien nicht, aber u.a. Hegel und Heidegger schon nannten das Auf-und-Ab essentiell als Wesen des Lebens, und danach sind wir alle auch Türmer, die ihren Turm hinauf- und wieder hinuntergehen. In diesem Sinne ist jemand, der unter widrigen Umständen in einem hohen Wohnturm in Indiens größter Hafenstadt lebt, natürlich auch ein Türmer. Umso mehr, wenn er über sein Dasein und seine Mitmenschen und die Veränderungen der Welt um sich herum nachdenkt!
Aravind Adiga: „Letzter Mann im Turm“. Roman. Aus dem Englischen von Susann Urban und Ilija Trojanow. C.H. Beck Verlag, München 2011.
2.) Der Katalog zur Ausstellung im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft in Düsseldorf (6.11.2004 – 20.02.2005) ist 272 Seiten stark, und hier dreht sich alles um mein Lieblingsthema: Türme.
Hochhäuser, Wolkenkratzer und Co. werden „Metaphern“ genannt – als Herrschaftssymbol seit Menschengedenken. Pyramiden, Minarette, sakrale und profane Turmbauten besitzen jeweils eine ganz eigene Kultur hinter der Architektur.
Auch in der Kunst ist der Turm als solcher immer wieder voller Symbolkraft.
In diesem Katalog gibt es auch einige Ausklapptafeln, auf denen noch nicht realisierte Bauwerke skizziert und vorgestellt werden.
Das alles verspricht sehr inspirierend für eigene Zeichnungen und Geschichten zu werden!
„Der Traum vom Turm. Hochhäuser: Mythos – Ingenieurkunst – Baukultur.“ Hrsg.: NRW-Forum Kultur und Wirtschaft, Düsseldorf. Texte von Christoph Asendorf, Wolfram Hagspiel, Christoph Ingenhoven, Werner Lippert, Peter Murray, Eckhart Ribbeck, Werner Sobek. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2004