Der Däne Niels Stensen (*11. Januar 1638, nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender, in Kopenhagen) war Geologe, Anatom und Geistlicher – sein kurzes Leben (er wurde 48 Jahre alt) war übervoll von Erlebnissen, Erkenntnissen – und bis heute ist er eine Inspirationsquelle, nicht nur für Katholik*innen!
Er war z.B. auch der Wissenschaftler, der als erster eine Erklärung über Fossilien fand – sie sind nicht nur Gestein, sondern Überreste von Lebewesen!
Wilhelm vom Humboldt nannte ihn daher den „Vater der Geologie“.
Das von ihm beschriebene Verbindungsystem der Ohrspeicheldrüse zur Mundhöhle wird als „Ductus stenonianus“ („Stensen-Gang“) bezeichnet.
Bei einem Besuch in Florenz war der Protestant Niels Stensen begeistert von der Fronleichnamsprozession.
Er war befreundet mit dem Großherzog von Toscana, Ferdinand II. und lernte in Florenz auch die Familie Arnolfini kennen, von der er neue religiöse Impulse erhielt, die ihn darin bestärkten, Katholik zu werden. Aus Niels Stensen wurde Nicolas Steno – bzw. Niccolò Stenone.
1672 erreichte ihn ein Ruf nach Kopenhagen als Königlicher Anatom und Universitätslehrer – wegen der großen konfessionellen Konflikte aber ging er zurück nach Florenz.
Dort wurde er 1675 zum Priester geweiht. Es folgte 1677 in Rom die Bischofsweihe.
Sein Bischofswappen trug Kreuz und Herz.
Steno ging zunächst als Apostolischer Vikar für den Norden nach Hannover und später als Weihbischof nach Münster. Hier war er 1680-1683 zugleich Seelsorger an St. Ludgeri, und als solcher auch Archidiakon in Hiltrup, wo eine Stele am Eingang von Alt-St. Clemens an ihn erinnert (Bildhauer: Ernst Schlüter, Rinkerode) – hier ein Bericht der Westfälischen Nachrichten: Klick!
Die Missstände seiner Umgebung und Zeit hat er zeitlebens deutlich angesprochen – so auch die blühende Korruption in der Kirche.
Als Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg verstarb, nahm Maximilian Heinrich von Bayern nach Zahlung von 60.000 Reichstalern an das Domkapitel Münster als seinen fünften Bischofssitz ein. Nicolas Steno hat diesen Vorgang bei den Bischofswahlen angeprangert – und wurde flugs seines Amtes als Weihbischof enthoben!
Sein weiterer Weg führte dann über Hamburg nach Schwerin. Am Ende lebte er als einfacher Priester und Seelsorger in Schwerin, bis er dort am 5. Dezember 1686 (gregorianisch) im Alter von nur 48 Jahren einsam und verarmt verstarb.
Im Jahr 1988 wurde er von Johannes Paul II. selig gesprochen.
Zu seinem geistlichen Erbe gehören auch Gebete und geistliche Sentenzen. Sehr schön finde ich:
„Schön ist, was wir sehen. Schöner, was wir wissen. Weitaus am schönsten, was wir nicht fassen.“
Nicolas Steno
Stensens/Stenos Leben war von Brüchen und Konflikten begleitet, und trotzdem hat er Nachhaltiges geschaffen, so dass wir uns seiner heute noch bewundernd erinnern.
Im Münsteraner St. Paulusdom hängt eine Bronzetafel:
Die Autorin Dr. Renate Krüger (1934-2016) war fasziniert vom Wirken Stenos, sie begleitete die Seligsprechung am 23.10.1988 in Rom und schrieb nicht nur darüber ein Wallfahrtstagebuch (es liegt mir vor in der Türmerstube – herzlichen Dank an Elisabeth Prégardier!), sondern auch als Auftragsarbeit den Text zum Niels-Stensen-Lied, in dem sie das oben stehende Zitat aufgreift:
1.) War der Weg auch unbekannt, Herr, du hast uns treu geleitet. Zeig dem Herzen und Verstand, wie dein Plan vor uns sich breitet. Lass uns folgen deinem Pfad, deiner Gnad.
2.) Schön ist, was auf dieser Erd unser Auge darf erschauen. Schöneres der Mensch erfährt, kann er auf Erforschtes bauen. Doch das Schönste uns erweist, Herr, dein Geist.
3.) Wirke, Herr, durch deine Kraft, dass wir zueinander finden! Lass uns das, was Trennung schafft, neu in Liebe überwinden! Lass uns ein sein heut und hier, eins in dir.
4.) Unser Weg, Herr Jesus Christ, führt zu dir auch im Versagen. Sinn und Ziel der Sehnsucht bist du allein in unsern Tagen. Wird uns Retter mehr und mehr, Gott und Herr.
Text: Renate Krüger, 1984
Irgendetwas in der Lebensgeschichte und den Worten des Niels Stensen berührt mich sehr. Naturwissenschaft und Glauben, Erfolge und Scheitern, Münster und Florenz – auf dieser Welt gibt es mehr Verbindendes als wir wissen… Grazie mille e infinite, Niccolò Stenone!
Liebe Martje Saljé,
ganz herzlichen Dank für den wunderbaren Artikel über Nils Stensen.
Mit Begeisterung lese ich die sehr interessanten Artikel und freue mich immer auf die neuen Ausgaben.
Herzliche Grüße nach Münster
Guten Abend Horst Hagen, vielen Dank für Ihre nette Rückmeldung! Herzliche Adventsgrüße vom Turme 🙂