Die typisch deutsche Tradition der Weihnachtsmärkte lässt sich auf die mittelalterliche Gelegenheit zurückführen, sich vor dem Winter noch mal auf dem Markt mit allen möglichen wichtigen Utensilien einzudecken. Dies waren u.a. die Erzeugnisse der Korbflechter, Zuckerbäcker, Metzger und Spielzeugmacher.

So wissen wir von den ältesten Weihnachtsmärkten in Dresden („Striezelmarkt“, um 1434 schriftlich erwähnt), Augsburg (1498 wird der „Lebzelter“, also Lebkuchen, in einem Ratsprotokoll genannt) oder auch München (der „Christkindlmarkt“ existierte bereits 1310!).

Damals wie heute ist das leibliche Wohl der Besucher*innen ein ganz wichtiger Bestandteil dieser Tradition (die Zeit der „Frühlingsrollen“ ist nun vorbei – jetzt bricht die Zeit des „Winterspecks“ wieder an!).

Manchmal wird heute kritisiert, dass die Konzentration der Weihnachtsmärkte in größeren Metropolen eher auf Kommerz statt Gemütlichkeit gelegt wird. Da können wir in Münster sehr gut gegenhalten – schließlich verteilt sich der Andrang auf nicht weniger als 5 unterschiedliche Märkte in der Innenstadt. Diese Gestaltung hat sich in der Vorweihnachtszeit bewährt, und ein jeder Markt hat seinen eigenen Flair:

Der älteste ist im Rathausinnenhof aufgebaut; dann gibt es den Lichtermarkt an der Lambertikirche mit riesiger Tanne, die jedes Jahr von Bürger*innen gestiftet wird; um den Kollegen Kiepenkerl herum ist ein Weihnachtsdorf installiert; der Giebelhüüskesmarkt liegt an der Überwasserkirche, und der Adventsmarkt mit der charakteristischen großen Holzpyramide ist am Aegidiimarkt.

Obwohl diese Märkte jedes Jahr extrem gut besucht sind (insbesondere viele niederländische Gäste sind treue „Fans“), haben sie sich ihren gemütlichen Charme erhalten und bereiten mit Handgearbeitetem, Nützlichem, Leckerem und originellen Geschenkideen perfekt auf das große Fest des Schenkens aus Dankbarkeit und Nächstenliebe vor.

Typische Bestandteile eines richtigen deutschen Weihnachtsmarktes sind desweiteren Krippen, Dekor aller Art und: Glühwein. Olfaktorisch deutlich wahrnehmbar ist letzterer auch noch hoch oben in der Türmerstube… aber besser einmal im Jahr ein bisschen Glühwein riechen als tagtäglich die ätzenden Dämpfe aus Unflat, Urin, Abfällen usw. wie die Gerüche einer mittelalterlichen Stadt so schön bei Patrick Süskind („Das Parfum“) geschildert werden – Türmer des 16. Jahrhunderts hatten ja z.B. jahrelang die verrottenden sterblichen Überreste der „Wieder-„Täufer in den Körben vor der Nase… doch das ist wiederum eine völlig andere Geschichte – schnell gedanklich zurück zum Weihnachtsmarkt!

In vielen Ländern ist mittlerweile der „German Holiday Market“ oder „Christkindlmarkt“ (nach Münchner bzw. Nürnberger Vorbild) absolut beliebt. Dieser „Exportschlager“, durch Auswander*innen und Fans der deutschen Kultur gefördert, ist z.B. in Polen, Frankreich, Italien, Groß-Britannien, den USA und sogar  Japan eine feste Institution als Stimmungsmacher der Adventszeit. Vielleicht wird diese Art des Brauchtums als ganz besondere Atmosphäre der Besinnlichkeit geschätzt, auch Blaskapellen, Glockenspielkonzerte und Chöre mit deutschem Liedgut sind Teil der Märkte im Ausland.

Schnitzereien aus dem Erzgebirge und Stollen werden als typisch deutsche Artikel auf Weihnachtsmärkten in aller Welt angeboten – die italienischen Städte Florenz und Verona haben gar deutsche Kooperationen mit Heidelberg bzw. München, die deutschen Expert*innen helfen bei der Einrichtung und Gestaltung.

Wie sieht es denn eigentlich in den Partnerstädten Münsters aus? Über Fotos und Berichte beispielsweise von Exil-Studierenden würde ich mich sehr freuen! Gerne per Mail an tuermerin(ätt)muenster.de oder über das Kontaktformular (oben rechts auf diesem Blog).

 

Und so grüße ich mit Blick auf die schönen Lichter der vorweihnachtlichen Münsteraner Märkte vom St. Lambertikirchturm aus in alle Himmelsrichtungen und wünsche allen Zimtsterne-Lebkuchen-Spekulatius-Glühwein-Fans da draußen buon natale, happy holiday, merry christmas, frohes Chanukka, feliz navidad, god jul, vrolijk kerstfeest, joyeux noel, sarbatori vesele… … … und hoffe, ihr kommt auch einmal zu uns nach Münster!