Oft gehört und wieder vergessen: Die Bedeutung von Fronleichnam. Im protestantischen Niedersachsen spielt das auch keine große Rolle, doch im katholischen Bistum Münster sollte man sich vielleicht einmal richtig darauf einlassen.

Das Aktuelle vorweg:

Die Pfarrgemeinde St. Lamberti begeht den 4. Juni 2015, Fronleichnam, mit einer Eucharistiefeier in der Aegidiikirche um 9:00 Uhr, anschließend führt die Prozession an den Segensaltären am Cohaus-Vendt-Stift, am Ägidiimarkt, am Stadtweinhaus vorbei, und den Schluss-Segen gibt es in der St. Lambertikirche.

Man könnte jetzt zum Shoppen ins feiertagfreie Niedersachsen fahren – oder aber man schaut und staunt am Wegesrand bei der Prozession.

Diese Traditions-Demo geht auf das 13. Jahrhundert und damit auf die Vision der Heiligen Juliana von Lüttich zurück, die sah, dass nur ein großartiges Hochfest eine Lücke im Mond schließen könne, so ist es – verkürzt gesagt – überliefert.

Und heutzutage ist es wichtig festzustellen, dass nicht GEGEN etwas demonstriert wird, sondern FÜR etwas, nämlich den katholischen Glauben, dass Jesus Christus über die Eucharistie (also über Brot und Wein) hinaus gegenwärtig in der Mitte der Gläubigen ist.

Fronleichnam heißt dementsprechend: „fron“ (auch „vron“) = Herr, „lichnam“ = der lebendige (!) Leib –

der Tag ist das Hochfest des Leibes und des Blutes Christi.

Während der Prozession, deren eine ursprüngliche Keimzelle neben Lüttich übrigens Westfalen ist, wird Kraft geschöpft für den gemeinsamen Weg, es wird auf diesem Weg an den Segensaltären gebetet, mit den Menschen, an denen der Weg entlang führt; regional unterschiedlich ist die Ausprägung des Schmuckes, beispielsweise durch Blumenteppiche und Heiligenstatuen am Wegesrand; in einer Monstranz (oft sehr künstlerisch wertvolles Schaugefäß) wird die Hostie als Zeichen und Symbol des gegenwärtigen Jesus Christus getragen; und soziohistorisch betrachtet kann man sich sehr gut vorstellen, wie wichtig es z.B. im 15. Jahrhundert für die Bauern gewesen sein muss, dass die Prozession auch an ihren Feldern vorbeiführte, zum Segen und Schutz der Ernte.

Als weitere wichtige Träger dieses Brauchtums neben den kirchlichen Würdenträgern sind die Zünfte und Gilden zu nennen.

Auch in unserer Zeit ist die Prozession (sind alle Prozessionen) von gemeinschaftstiftender Bedeutung, die Straßen sind mit Fahnen und Wimpeln geschmückt, der Gedanke des pilgernden Gottesvolkes, die Besinnung auf Christus in der Mitte der Gläubigen – das alles steht heute im Vordergrund.

Der Triumphzug kann auch als Sieg über den Tod gedeutet werden, Jesus Christus ist auferstanden, und anders als unmittelbar nach der Verkündung seines Todes, ist nun die Zeit gekommen, sich als katholischer Christ darüber zu freuen, dass er trotz Allem beständig gegenwärtig ist.

Sei es wie es wolle – es bleibt den Zweifler*innen, Skeptiker*innen, Protestant*innen und Muslim*innen und und und natürlich unbenommen, sich auch einfach nur über einen freien Tag oder vielleicht sogar ein verlängertes Wochenende zu freuen; ich kenne Viele, die es trotzdem immer schon mal etwas genauer wissen wollten, was es mit diesem Feiertag mit dem merkwürdigen Namen auf sich hat – in jedem Falle ist die Botschaft immer: Frieden. Das steht über allem. Und Liebe. Hoch die Tee-Tassen!

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