Alle drei Jahre wird in Münster ein weiteres Traditionsfest gefeiert: Der Gute Montag. Mit traditionellen Traditionsfesten und gepflegter Brauchtumspflege kennen wir uns in Münster aus, das ist etwas, was mir ganz besonders gut an dieser Stadt gefällt. Hier weiß man um die Bedeutung der Geschichte, hält sie und die Erinnerung an sie lebendig und ist gleichzeitig offen für Neuerungen und ganz im Hier und Jetzt.

Am 6. Juni 2016 sind wieder drei Jahre um, und wir erinnern uns an die Legende, dass münstersche Bäckergesellen 1683 die Stadt Wien vor der Eroberung durch das türkische Heer bewahrt haben sollen. Und das war der Überlieferung nach so:

Die türkischen Truppen belagerten Wien. In einer Bäckerstube arbeiteten nachts gerade Gesellen, die aus Münster stammten, und diese hörten verdächtige Geräusche, wahrscheinlich grub da jemand einen Tunnel. Der Wiener Stadtkommandant wurde sofort informiert, und so konnte der Plan der feindlichen Einnahme verhindert werden. Der österreichische Kaiser war nach der Überlieferung über die rechtzeitige Warnung und glückliche Rettung so froh, dass er den Bäckern das Privileg eines arbeitsfreien Tages gewährte, dies ist der Gute Montag. Diesen jährlichen freien Tag behielten sie auch, als sie nach ihrer Ausbildung nach Münster zurückkehrten.

Ob sich diese Geschehnisse tatsächlich genau so oder ähnlich abgespielt hatten, ist nicht nachzuweisen. Denn fest steht, dass der daraus folgende Feiertag der Bäckergilde bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Drei Wochen nach Trinitatis (erste Woche nach Pfingsten) wurde gefeiert, und die Stadtkämmerei zahlte den Ratsherren ein „Weingeld“ aus. Weitere Besonderheiten waren die kostenlose Armenspeisung im Magdalenenhospital (Münsters ältestes Krankenhaus, ursprünglich zwischen Spiekerhof und Bergstraße auf der „Aa-Insel“, später verlegt an die Ludgeristraße) und im Leprosenheim in Kinderhaus (einen Artikel über die faszinierenden Hintergründe dazu hier, klick!).

Wenn Münsters Bäcker und Konditoren heutzutage den Guten Montag feiern, so geschieht dies mit Fahnenschlag vor dem Rathause, einer Prozession über den Prinzipalmarkt zum Domplatz und zum Bischof, und ein Ehrentrunk aus dem Goldenen Hahn darf auch nicht fehlen, welcher auf eine weitere Legende zurückgeht – Traditionsgeschichten über Traditionsgeschichten, typisch Münster! Darauf erstmal ein ausgiebiges Früh- oder auch Spätstück mit lecker lecker lecker Brötchen 😉

Claudius Nieß (Vollwert-Mühlen-Bäckerei Nieß) ist der Gildemeister, er ist für die Planung des Guten Montags zuständig:

11:00 Platzkonzert Rathausinnenhof,
14:30 Empfang beim Bischof,
16:00 Empfang beim Oberbürgermeister,
18:45 Empfang der Königin / Stadtweinhaus,
Festball am folgenden Samstag.

(in: Münster! Magazin, Juni 2016)

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weitere Quellen: Julia Schulte to Bühne: Das Bäckerhandwerk von 1896 bis 1996 am Beispiel der Stadt Münster. Münster (u. a.) : Waxmann 2000. (Münsteraner Schriften zur Volkskunde, Europäischen Ethnologie, Bd. 7; zugl. Münster : WWU, Diss. 1999);
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