„Die Schreckliche heiße ich…“ – nein, nicht die Türmerin von Münster ist hier gemeint; es geht vielmehr um einen Teilbereich der Aufgaben der städtischen Türmer auf St. Lamberti – die Rats- und Brandglocke:
(…) Bei dem Bau der dritten, der heutigen gotischen Halle um 1375 bekam der Turm zwei weitere Geschosse; er schloß in der Höhe vom 50 m mit einer Plattform ab, auf die eine achtseitige Kuppel gesetzt wurde. Diese seltene Abschlußform charakterisierte den Turm als Wachturm der Stadt. Er beherbergte die Feuerglocke. Die Brandglocke von 1594 mit der Umschrift vocor horribilis tempore periculi cives convocans – die Schreckliche heiß ich, in Zeiten der Gefahr rufe ich die Bürger zusammen -, die Hermann von Essen, „Klockengeiter van Unna“, für die Stadt gegossen hat, ist anders, nämlich kesselartig geformt, weil sie sich als Alarmglocke im Klang von allen anderen Geläuten der Stadt unterscheiden muß. Der Türmer, der seine Stube in der Turmhaube hatte, läutete nicht, sondern schlug die Glocke, solange er das helle Feuer vom Turm aus sah. Als Ratsglocke rief sie die Bürger am Tage der Ratswahl zusammen. Im 19. Jahrhundert hatte St. Lamberti auch ein Glockenspiel, das aus ungefähr 40 Schlägen bestand und dem vollen Stundenschlag vorausging. (…)
Das Anschlagen der Glocke wird auch „Beiern“ genannt.
Heutzutage wird die Rats- und Brandglocke ebenfalls von der Türmerin angeschlagen – zum Beispiel nächstes Jahr (2015), wenn wieder die Oberbürgermeisterwahl ansteht (das nächste Mal dann 2020)!
Wenn es allerdings brennt, ruft die Türmerin die Feuerwehr an und die Brandglocke bleibt stumm. Dafür gibt es vom Horn ein akustisches Signal, welches Gefahr ausdrückt: Kurze, knappe, Staccato-Töne tuten bei sichtbarem Feuer vom Turm. So geschehen z.B. am 16.3.2014, als ein Wohnungsbrand in der Wienburgstraße im Kreuzviertel ausgebrochen war. Sobald die Feuerwehr alles unter Kontrolle hatte, klangen die Horntöne zum nächsten Signal wieder wie gewohnt voll aus.
Quelle des o.g. Zitats: Münsterischer Stadtanzeiger Nummer 94, Ostern 1962: „St. Lamberti – einst und jetzt. Die alte Stadtkirche im Mittelpunkt von drei bedeutenden Märkten“
! Apropos Glocken:
Am 15.5.2014 spielt Manfred Schneider live zum Niederlande-Tag um 16 Uhr das Glockenspiel des Stadthausturmes zu Münster, Westfalen! Weitere Infos hier.
0 Kommentare
1 Pingback