Eine kleine Umfrage unter Freund*innen und Bekannten:
„Was verbindet ihr mit dem Namen Franz Essink?“
-Ja… schon mal irgendwo gehört.
-Die Franz-Essink-Straße am Niedersachsenring.
-War das nicht eine erfundene Figur von Professor Landois?
Mein höchst subjektiver Münster-Kalender sagt mir also am 25. April: Geburtstag von Franz Essink. Ich gehe davon aus, dass es sich um eine reale Person handelt – ein Blick ins MünsterWiki (klick!) bestätigt das Geburtstdatum 25.4.1801, auch ein Todesdatum gibt es: 31.12.1871.
Franz Essink, in verschiedenen Quellen als Gelbgießer, Kupferschmied, vor allem aber als Münsteraner Original bezeichnet, ist mit 70 Jahren in Münster gestorben.
Wikipedia sagt:
„Der Gelbgießer fertigte mittels Guss in Lehm– oder seit dem 18. Jahrhundert in Sandformen kleine Gegenstände aus Messing, die danach poliert, geschliffen, abgedreht oder vergoldet wurden. Zu den typischen Erzeugnissen gehören etwa Grapen, Mörser, Schnallen, kleine Leuchter, Figuren, Beschläge, Glocken und Schellen, Armaturen für die Feuerwehren sowie Knöpfe.“
Zuerst gehe ich mit meinem Stadtführer-Freund (dem unerschöpflichen Quell münsterschen Storytellings) den angegebenen Spuren nach, die das MünsterWiki erwähnt:
Franz Essinks Grabstätte wurde 1914 wegen des Bau der Antoniuskirche an der Moltkestraße mitsamt dem Ludgeri-Aegidii-Friedhof plattgemacht und liegt heute unter dem Bürgersteig. Ein Mosaik aus dem Jahr 1958 erinnert dort an ihn.
Und richtig – das steinerne Bild im Trottoir entdecke ich auf Anhieb.
Man erkennt bei genauerem Betrachten einen Zylinder, einen Rechen, einen Spaten und – natürlich! – einen Regenschirm neben dem Schriftzug FRANZ ESSINK.
Und weiter geht’s zur Rothenburg – hier stand das Wohnhaus des ewigen Junggesellen, Nr. 42, leider (wie so vieles) durch die Bomben des II. Weltkrieges zerstört. Heute an ebenjener Stelle: Die Gaststätte Töddenhoek!
Damit war Essink ein Nachbar des unvergleichlichen Zoogründers Professor Hermann Landois, welcher auf der Rothenburg Nr. 33/34 wohnte. Der 34 Jahre jüngere Landois gründete zur finanziellen Unterstützung des Zoos die „Abendgesellschaft Zoologischer Garten“, wo niederdeutsche (Karnevals-)Theaterstücke von Heimatdichtern aufgeführt und Lieder gesungen wurden.
Ein selbstgeschriebenes Stück von Landois hieß z.B. Der Prophet Johann von Leyden, König der Wiedertäufer, ein Vierakter (1884). Ich erinnere an dieser Stelle daran, dass Landois die Nachbildungen der Körbe in seinen Besitz brachte und fortan behauptete, er habe die Originale – dieser Mythos lebt übrigens bis heute fort…
Ein weiteres Mitglied der „Abendgesellschaft“ war der Lehrer und Schriftsteller Franz Giese – und dieser wiederum schrieb mit Unterstützung Landois‘ ein Werk über einen typischen Münsteraner Paohlbürger: Franz Essink!
Dieses Buch ist wunderbarerweise digitalisiert einsehbar bei der ULB Münster, HIER ist Link (klick!).
Im Vorwort steht, man solle nicht alles auf einmal lesen, sondern Stück für Stück:
Liäst nich te viel up eemaol; jedden Dag een Kapitel.
Beim LWL (klick!) heißt es übrigens:
„Die Figur des o.g. Gelbgießers Franz Essing wurde durch Landois‘ Roman zum Urbild münsterischen Spießbürgertums. Die erste Fassung erschien unter dem Namen von Franz Giese bereits 1875; eine große Anzahl der Kapitel ist aber von Landois geschrieben, der denn auch mit der ihm eigenen Unbefangenheit das ganze Buch für sich usurpierte und 1881 unter seinem eigenen Namen umgearbeitet herausgab. Bei aller Würdigung der Verdienste Gieses um dies klassische Werk der niederdeutschen Literatur muß man doch zugeben, daß es erst durch Landois richtig volkstümlich geworden ist; der Anteil der Autoren an der Idee und am Stoffe läßt sich schwer feststellen. […] Der große Erfolg des Buches bewog Landois, eine ganze Reihe von weiteren Bänden zu schreiben…“
Sehr interessant und anregend!…..ich werde den Spuren folgen:-))