Von Thurmhütern, Grutbier und rauen Nächten… zieht euch warm an!
Der 21. Dezember ist der kürzeste Tag des Jahres, und die folgende Nacht ist die längste des Jahres – im Volksmunde Thomasnacht genannt, nach dem zweifelnden „ungläubigen“ Apostel Thomas, der die Auferstehung Jesu Christi nicht glauben konnte bevor er nicht selbst die Wunden berührt hätte… Als das geschah, verkündete Thomas das Evangelium und zog als Missionar nach Asien; heute wird er besonders in Indien verehrt.
Die Thomasnacht gilt als erste der kommenden „Rauen Nächte“, verbunden mit vielerlei Legenden, Mythen und Bräuchen – z.B. Räuchern, Orakeln der zukünftigen Partner*in … und:
Der Brauch der „Rittbergischen Hochzeit“ stammt wiederum aus Westfalen. Dort glaubten die Menschen, am Thomastag reichlich essen und trinken zu müssen, um im neuen Jahr keinen Hunger zu leiden. Es wurden große Plattenkuchen aus Buchweizenmehl und Kartoffeln gebacken und warm, mit frischer Butter bestrichen, gegessen.
(Quelle: Margret Nußbaum auf katholisch.de)
Letzte Woche hatte St. Lamberti zu Münster Besuch der Midwinterhoornbläser aus Twente – nachdem ihre Hörner vom Turme aus klangen, gingen wir in den Altarraum in der Kirche; auch nächstes Jahr werdet ihr dort wieder die Gelegenheit haben, die melancholischen Signale aus der Nähe zu hören – einen kleinen Eindruck dieses schönen Treffens möchte ich euch hier geben (Klick auf die Bilder vergrößert sie):
In einem alten Buch aus dem 19. Jahrhundert sind einige Bräuche aus Münster festgehalten, speziell zur Mittwinternacht habe ich dies gefunden:
Auf Mittwinters Abend … versammelten sich auf der Grutkammer [Grut – mittelalterliches Brauwesen, Kräutermischung zum Würzen von Bier – aktuell wieder sehr beliebt in Münster: das Grutbier!] die Bürgermeister, Kämmerer und Grutherren mit verschiedenen städtischen Beamten und andern Personen, worauf dann aus der Grutkasse an die Anwesenden eine kleine Geldgabe, sog. Offergeld verabreicht wurde. In der ersten Zeit erhielt jeder Bürgermeister und jeder Grutherr 2 Mark, jeder Kämmerer 1 Mark. Diese Sätze wurden im Jahre 1576 verdoppelt. Ferner erhielten die Frau des Grüters 1 Sleper (6 Schilling), … jeder Spielmann, Dreckfahrer, Thurmhüter, Tageswächter und Stadtbote 1 Sch. … Dazu wurde 1 Quart Lautertrank (mit Gewürz und Kräutern abgeklärter Wein) mit Zucker und Weißbrot verabreicht (…).
Zum Weihnachtsabende wurde jährlich aus der Kämmereikasse dem Hausgesinde des Fürsten ein Geldgeschenk … überreicht.
Aus den spezialisirten Posten ergibt sich auch der ganze Bestand des fürstlichen Hofgesindes:
Thürhüter … Küchenmeister … Kanzlei … Kaplan … Weinschenk … Stallmeister … Oberkoch … zwei andere Küche … 2 Unterköche … Hauskoch … Fouragemeister [für die Speisen- und Getränkeauswahl verantwortlich]… 2 Küchenjungen … Kammerdiener … Weinschröder [für das Verladen des Weins zuständig]… Weinkellerleute … Bierkellerleute … 2 Stalljungen … untere Kammerdiener … Almosenier [für die Verteilung und Verwaltung der Armenfürsorge zuständig]… Bartscherer … Hufschmied … Küchenschreiber … Jägermeister … Läufer … reitender Bote … Knechte … Pförtner … Wächter … Zimmermann … Hühnerfänger (der Feldhühner fing) … Geck [eine Art Spaßmacher am Hofe] … Unterpförtner … Thurmhüter [ein eigener Türmer für den Fürsten, wow!] … Backhausleute … Pfeifer … Trabanten [Diener oder Leibwächter].
(Quelle: Bilder und Skizzen aus Münsters Vergangenheit. Von H. Offenberg. Münster i. W. 1898, Druck und Verlag der Aschendorffschen Buchhandlung, S. 132 ff.)
Ich freue mich immer wieder etwas neues von Dir zu lesen, Martje!
Jetzt wünsche ich Dir schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Schöne Grüße auch an Münster und Thomas.
Von Günter aus Herne.