Der St. Paulus-Dom zu Münster feiert Anno Domini 2014 sein 750jähriges Jubiläum. Es gibt zahlreiche sehr interessante Veranstaltungen in diesem Zusammenhang – nachzulesen hier: DOMJUBILÄUM

Jeden Abend (außer Dienstag) geht der Blick natürlich auch gen Westen, zu schauen, wie’s dem Dom so geht und seinen beiden Türmen. Wenn der Nebel zu dicht ist, ahnt das Auge nur mehr die Schemen, bei guter Sicht geht bei Sonnenuntergang der mächtige Scheinwerfer an und setzt die Türme ins strahlende Hell. Und zwischen den beiden Türmen des Paulusdoms erblickt die Türmerin das fürstbischöfliche Schloss…

Die beiden Domtürme zu Münster

 

Daß solchem Dome stolz und reich

Ein Turm zu wenig sei,

Das sah der alte Meister gleich,

Darum erbaut‘ er zwei.

 

 

In jenem hangen Glocken viel,

Hier dieser steht ganz leer;

Doch hat er auch sein klingend Spiel,

Zeigt Uhr und Stund, wie der:

 

 

Denn in St. Pauls und Peters Nacht

Beginnt ein leis Getön,

Tief aus der Fundamente Schacht

Bis zu des Daches Höh’n.

 

 

Das ist das alte rote Gold

Aus der Wiedertäufer Zeit,

Das klingt und ringt, das regt und rollt

Herauf aus der Dunkelheit.

 

 

Als Domherr und Canonici

Floh’n vor des Schneiders1 Wut,

Vergruben sie bei Nacht allhie

Viel Gold und teures Gut.

 

 

Es bricht kein Segen, bricht kein Fluch

Des Hortes schweren Bann;

Und doch – ein Wort ist stark genug,

Daß es ihn lösen kann.

 

 

Die rechte Stunde schlägt uns bald,

Und schau‘, das ist der Ort,

Und horch, wie’s in den Tiefen hallt,

Und – niemand weiß das Wort.

 

 

1Der Schneider= Jan van Leyden; die Domherren verließen Münster am 10. Februar 1534.

Quelle: 

Westfälische Nachrichten (Hrsg):

Geheimnisvolle und rätselhafte Geschichten aus dem Münsterland. Geschichten aus dem Verbreitungsgebiet der Westfälischen Nachrichten“ gesammelt von Christine Buchwald,

Phönix Verlag Susanne Marold, Löhnberg 1995. (Seite 88f.)