Ein Frohes Neues Jahr voller Bücher und Zeit für die schönen Dinge im Leben – und ab und zu  Gelegenheit, die Welt aus Turmperspektive zu sehen (und sei es nur in Gedanken)! Das wünsche ich den geneigten Leser*innen.
Und ehe man sich’s versieht, ist das Jahr 2016 auch schon wieder ein paar Tage alt…

Höchste Zeit, meine mitgebrachten Bücher hier kurz vorzustellen – die drei Bücher, die in diesem ersten Monat in der Turmstube genau betrachtet werden, sind folgende:

1. Henning Stoffers: Münster zurückgeblättert. münstermitte medienverlag, Münster 2016

2. Matthias Nawrat: Die vielen Tode unseres Opas Jurek. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2015

3. Karl Ernst Knodt: Von Sehnsucht, Schönheit, Wahrheit. Fritz Eckardt Verlag, Leipzig 1907 (antiquarisch erhältlich)


1. Henning Stoffers (Jahrgang 1944) ist Kenner*innen meiner Zeilen natürlich längst ein Begriff – der Postkartensammler und Eigentümer eines einzigartig gut ausgestatteten Privatarchivs hat mir schon manches Mal bei Turm– und Münster-Recherchen geholfen.
Nun ist gerade sein Buch „Münster zurückgeblättert“ erschienen, und es enthält wunderbarerweise auch ein tolles Kapitel über St. Lamberti.

Henningbuch

Die vielen historischen Ansichten in Verbindung mit aktuellen Aufnahmen und die immer persönlich und gleichzeitig informativ gehaltenen Geschichten über unsere schöne Stadt machen richtig Lust, genauestens studiert zu werden. Auch Menschen, die sich für Bescheidwisser*innen halten, werden hier garantiert etwas Neues lernen 🙂


2. Matthias Nawrat (Jahrgang 1979) zog mit seiner Familie 1989 von Opole nach Bamberg und lebt heute in Berlin. Sein Buch „Die vielen Tode unseres Opas Jurek“ besitzt dieser Tage gleich mehrere interessante aktuelle Bezüge – es geht um Krieg, Flucht, Politik, Heimat, enthält Biografisches genau wie Fiktionales – und kommt daher wie eine fröhliche Familiengeschichte.
Der Autor Nawrat sagte in einem Interview, Humor sei niemals Verharmlosung, sondern eine Überlebensstrategie vieler Menschen mit Kriegs-/Fluchterfahrungen.

Nawrat-Buch

Dieser mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ausgezeichnete „Schelmenroman“ des polnischen Großvaters und seiner Familie mit all ihren Verstrickungen liest sich sicher gut in einem Turmzimmer, von dem aus man sich ja auch so seine ganz eigenen Gedanken über die Welt und ihre Verstrickungen macht…


3.  Der Dichter Karl Ernst Knodt (Jahrgang 1856) war mir bis vor Kurzem kein bewusster Begriff, dank eines aufmerksamen Lesers meiner virtuellen Artikelsammlung weiß ich nun, dass ein Gedicht namens „Wie der Türmer!“ existiert, erdacht und geschrieben von eben jenem Knodt.
Darin heißt es verheißungsvoll

„Wie der Türmer einer großen Stadt
seine Wohnung zwischen Erd‘ und Himmel hat (…)“

und sofort ist klar: die Gedichtesammlung, aus der dieses Gedicht stammt („Von Sehnsucht, Schönheit, Wahrheit“ – welch ein Titel!), MUSS mit in die Türmerstube. Vielleicht finden sich ja noch weitere Schätzchen darin…
Knodt, der 1917 verstarb, schrieb anscheinend manchmal auch unter dem Pseudonym Ernst von Klingen. Der Band mit dem Türmergedicht ist nur noch antiquarisch erhältlich, mein Exemplar ist in hübsch grünem Leinen gebunden und enthält Buchschmuck und Zeichnungen des „Wirtshaus-, Kirchen- und Märchenmalers“ (so sein Wikipedia-Eintrag) Prof. Franz Hein (1863-1927).

Knodt-Buch
Ich oute mich ja hier nicht zum ersten Mal als großer Fan des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts; und dieses Gedichtebuch scheint äußerlich wie innerlich meine freudigen Erwartungen zu bestätigen!


 

In diesem Sinne: Fröhliches Lesen! Lesen ist keine Flucht vor dem Alltag, Lesen IST der Alltag 😉

(Beitragsbild courtesy of www.torange.biz)