Zwei Bücher sind im April meine Turmstuben-Begleiter:
Marc Augé – Lob des Fahrrads. Mit Zeichnungen von Philip Waechter. Aus dem Französischen von Michael Bischoff. Erschienen bei C.H.Beck am 09.03.2016
und
Hugo von Hofmannsthal: Der Turm. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Verlag der Bremer Presse, München 1925 – online ist der gesamte Text lesbar auf den Seiten von Zeno.org (Klick!)
In Münster fährt es sich sehr gut Fahrrad, sowohl in der Innenstadt, um diese herum (Promenade), in die Stadtteile, als auch flott ins Grüne, von dem Münster umgeben und durchdrungen ist.
Und jeder – wirklich jeder – fährt hier Fahrrad, vom Oberbürgermeister über die Studierenden bis zur Eisverkäuferin. Die Türmerin natürlich auch.
In Münster ist zwar schon vieles tippitoppi in Sachen Fahrradinfrastruktur und Co., trotzdem kann immer noch etwas getan werden, eine Möglichkeit des Präsenzzeigens für Fahrradaktivist*innen ist die regelmäßig stattfindende Critical Mass.
Die ca. Zillionen Fahrräder haben Plätze in Radstationen und Fahrradständern, und besonders selbstbewusste Fahrräder stehen einfach so irgendwo in der Gegend herum. Manchmal weiß man auch gar nicht so genau. ob das jetzt einfach nur Fahrräder sind oder vielleicht gar schon Kunst. Denn Kunst gibt es in Münster ebenfalls an jeder möglichen und unmöglichen Stelle (mehr zur Kunst aus Türmerinnenperspektive demnächst hier auf diesem Blog, schließlich ist jetzt die Hochphase der Vorbereitung auf die Skulptur.Projekte2017!) . . .
Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, immer ein schnelles Photo von der Türmerinnenleeze 1.0 bis 3.0 und ihrer Parkgelegenheit samt unmittelbarer Umgebung zu knipsen – damit stelle ich sicher, dass ich später nachvollziehen kann, wo genau ich sie alleingelassen hatte, und dass gleichzeitig die Versicherung nachvollziehen kann, dass sie zu einer bestimmten, aufgezeichneten Uhrzeit wirklich abgeschlossen an diesem Platze stand.
Türmerinnenleeze
Das Münsterland ist immer wieder ganz vorne mit dabei, wenn es um die deutschlandweit schönste Radfahr-Region geht (aktueller ADFC-Stand: Platz 2!) – und so trifft es sich sehr gut, dass es ein neues Buch, eine Ode ans Radeln gibt!
Marc Augé – Lob des Fahrrads
Marc Augé, der 1935 geborene Anthropologe und Ethnologe, sollte Türmer*innen generell ein Begriff sein, ist sein Werk „Orte und Nicht-Orte: Vorüberlegungen zu einer Ethnologie der Einsamkeit“ doch programmatisch für jene, deren Fähigkeit zum Alleinsein an speziellen Orten berufsbedingt prioritär ist.
Marc Augé, ethnographiques.org
Aber hier geht es um etwas anderes in Münster total Essentielles: Es geht um ein Lob des Fahrrads.
Waren wir just noch zu Fuß unterwegs („Mache einen Spaziergang im Park!“), so flanieren wir jetzt auf der Leeze (so heißt das Fahrrad im münsterschen Jargon mit Wurzeln in der Geheimsprache Masematte), immer mit der Nase im Wind und erfreuen uns am Duft des Lindenkranzes unserer schönen Stadt, um den Klappentext etwas umzuformulieren. Marc Augé schaut auf die Radflaneure mit dem Blick des Ethnologen, er erinnert an die besseren Tage der Tour de France und gibt einen durchweg positiven Ausblick auf die globale Fahrradbewegung. Der Verlag nennt es den „Humanismus des Radfahrens“, und diesen gilt es jetzt lesend zu erkunden – und auf dem Heimweg mit der Leeze aktiv auszuleben!
Hugo von Hofmannsthal: Der Turm. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen.
Hugo von Hofmannsthal, Foto: Nicola Perscheid
Auffrischung der Schullektüre:
In diesem Theaterstück des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) geht es um die Geschichte des Prinzen Sigismund mit Irrungen und Wirrungen – in einem Turme wächst der junge Sigismund heran. Mit niemandem als seinem Wärter darf er reden, nicht frei umhergehen, Ketten schmieden ihn an sein Gefängnis…
Die Geschichte basiert auf Pedro Calderóns berühmtem Schauspiel La vida es sueño – und ein dramatisches Märchen mit ähnlichem Titel ist Franz Grillparzers Der Traum ein Leben – es ist auch von Calderón beeinflusst und könnte bei Hofmannsthal ebenfalls Inspiration gewesen sein.
Düster, düster, dieser spezielle Turm scheint negativ konnotiert zu sein – „türmen“ bedeutet ja unter anderem, „jemanden in den Turm werfen“; in einem Turm eingesperrt zu sein macht einen aber eben noch lange nicht zum „Türmer“!
Blick auf die Stadtbücherei
Auf geht’s zum fröhlichen Lesen. Ein kleiner Werbeblock in eigener Sache: Am 4. Mai 2016 gibt es seltene Einblicke in das wundersame Leben der Türmerin von Münster und Gelegenheit, die Turmstuben-Bücher live und in Farbe kennenzulernen, inklusive Fragerunde und „Türmers Nachtgesang“, um 15:30 Uhr in der „Kulturetage“, oben in der Stadtbücherei Münster!
Und für Freund*innen der gepflegten Rätsel-Runde: Am 22. April 2016 um 20 Uhr stellt der Kollege Klaus-Otto Nagorsnik („KO“) sein nagelneues Buch „Rätselvolles Münster“ im Zeitungslesesaal der Stadtbücherei vor – mit dabei ist u.a. die Türmerin von Münster…
Liebe Türmerin, ich selbst möchte bald in Hameln eine Türmerführung leiten und möchte gerne wissen, welche unterschiedlichen Hornsignale es für einen Türmer gibt z. B. bei Gefahr oder die normale Zeitangabe. Wie lauten die Hornsignale? Wissen Sie das? Ich freue mich auf Ihre Antwort
Schöne Grüße Angelika Beumer-Witte
Antwort kommt per Mail! Zum Schnell-Check: Die hohe Kunst des Tutens – hier auf dem Blog: http://wp.me/p4pPo9-6K Viele Grüße!