Das Stadtwappen von Münster
In Münster begegnet man an verblüffend vielen Stellen dem Wappen in Gold-Rot-Silber. Im Stadtarchiv in Münster-Coerde kann man das älteste bekannte Stadtwappen sehen, und zwar als Siegel auf einer Urkunde des Antoniushospitals von 1368. Und der Siegelstempel ist vermutlich sogar noch ein paar Jahrzehnte älter und stammt aus der Gründerzeit des Hospitals um 1320!

Als Hoheitszeichen der Stadt Münster ist das Wappen geschützt und darf nicht zu Werbezwecken verwendet werden. Man findet es an städtischen Gegenständen, städtischen Gebäuden, und als Merkmal von städtischen Amtsinhaberinnen und -inhabern – zum Beispiel auf dem Briefkopf des Oberbürgermeisters oder an städtischen Uniformen. Und natürlich ist es auch auf dem Türmerhorn, dessen Originalvorlage aus dem 16. Jahrhundert stammt und das schon damals von einem städtischen Angestellten geblasen worden ist. Das etwas ramponierte Aussehen des gesamten Horns ist übrigens durchaus Absicht – es stellt die historisierende Version dar, so kann man sich auch heute leicht vorstellen, wie alt und wichtig für die Stadt das Amt und alles Dazugehörige ist.

Türmerhorn mit Wappen

Städtisches Wappen auf dem Türmerhorn

Die Geschichte der Farben:

1309/1310 – Das fürstbischöfliche Herrschaftszeichen für das Stift Münster ist ein Balkenwappen in rot auf goldenem  Grund, nachgewiesene Träger sind Konrad von Berg und Ludwig von Hessen. Bald darauf wurde die heute bekannte Form des roten Balkens mit Gold oben und Silber unten eingeführt. Die Regeln der Wappenkunde (Heraldik) schreiben unter Anderem vor, dass Farbe nicht an Farbe und Metall nicht an Metall grenzen darf (Rot ist die Farbe und Gold und Silber sind die Metalle). Kurios ist die Farbegebung des Stadtwappens am Pfründnerhaus in Münster-Kinderhaus (heute Heimatmuseum): 1672 wurde das Leprosenhaus in ein Werkhaus für Jugendliche umfunktioniert, und 1686 wurde es zum städtischen Armenhaus, wahrscheinlich ist zu diesem Zeitpunkt das Wappen installiert worden. Irgendwann muss es einmal neu angestrichen worden sein – allerdings in Blau-Weiß-Blau! Der Maler war anscheinend nicht genau instruiert worden, dass es sich hier um das münstersche Stadtwappen handelte… Es war üblich, einem Wappen auch Halter mitzugeben – in Münster sind das zwei Löwen (im „Zwei-Löwen-Klub“ am Kanonengraben treffen sich heute Traditionsgesellschaften, z.B. Rotary Club, Deutscher Frauenring u.a.). Manche Darstellungen zeigen Löwen, die den Betrachter anschauen, danach entstanden einander zugewandte Löwen als Wappenhalter. Erstere Form findet man z.B. an der Rats- und Brandglocke auf St. Lamberti.

Brandglocke - Wappen

Wappen auf der Rats- und Brandglocke St. Lamberti

Vor den Löwen waren es noch Greifen – so zu sehen am Rathausgiebel (ca. 1470, heute Historisches Rathaus). Im Laufe der Zeit veränderte sich das, was das Wappen umgab – Wappenhalter, ein Helm, die Helmzier, ein Streitross, Verzierungen im jeweiligen zeitgenössischen Stil. Hermann tom Ring  zum Beispiel fertigte eine Zeichnung der Stadtansicht an, mit Wappen und Helm plus fächerförmige Helmzier, und auf dieser Grundlage entstand der Kupferstich von Remigius Hogenberg (siehe Stadtarchiv). Wenn (wie im Druck) früher auf Farbe verzichtet werden musste, gab es bestimmte Codes, um die Wappenfarbe darzustellen; Gold wurde durch Punkte symbolisiert, Rot durch senkrechte Schraffur und Silber durch eine leere Fläche. Es existieren auch Mischformen, so ist zum Beispiel das Wappen auf dem Titelblatt der Polizeiordnung Münsters aus dem Jahr 1740 sowohl farbig als auch mit Punkten und Schraffur versehen (siehe Stadtarchiv). Sehr schön finde ich persönlich die Idee von Gerard ter Borch: Auf seinem Gemälde „Einzug des Gesandten Adriaen Pauw in Münster“ (1646) hängt das Stadtwappen wie ein Ortseingangsschild links an einem Baum (siehe Stadtmuseum).

Adriaen Pauw

„Einzug des Gesandten Adriaen Pauw in Münster“
Gerard ter Borch der Jüngere um 1646. Quelle: wikipedia

Heutzutage wird als Erkennungsmerkmal der Stadt Münster vor Allem das Logo der Stadtverwaltung genutzt, das stilisierte Historische Rathaus (siehe Presseamt Münster).

Vielleicht ist dieser Text ja Anregung für Pädagog*innen oder Familien, einmal eine Stadtrallye auf der Suche nach Wappen in Münster zu machen! 🙂 Viel Spaß!

Weiterführende Literatur:

Ernst Hövel: „Das Stadtwappen“, in: „Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster“, Band 4, Münster 1931, S. 135-221.

Peter Veddeler: „Das münstersche Balkenwappen“, in: „Westfalen. Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde“, Band 69, Münster 1991.

Weitere Informationen:

Stadt Münster, Münster Information und Presse- und Informationsamt, Stadthaus 1, Klemensstr. 10, 48143 Münster