Nicht ganz jugendfrei ist die Version der Geschichte, warum eigentlich halbstündlich und nicht bloß jede volle Stunde getutet wird. Sie wurde mir neulich bei einem Marktbesuch erzählt – For the English Version: please visit my friend Lee Laurino’s blog – she was guest on the tower of St. Lambert’s in June 2015 and will add a translation of this „cock-and-bull-story“ to her travelogue soon!

Vor vielen Jahren wurde noch zu jeder vollen Stunde das Signal von St. Lamberti getutet. Es war dies zu einer Zeit, da die jungvermählten Paare, welche kein Geld für eine weite Reise hatten, gerne ihre Flitterwochen auf einem münsterschen Hof verbrachten.

Da fragte die junge Braut eines Abends erstaunt: Was sind denn das für Töne zu jeder Stunde? – Das ist der Türmer von St. Lamberti mit seinem Horn, er erinnert die Ehepaare an ihre ehelichen Pflichten, antwortete der Hausherr mit einem Zwinkern in Richtung des jungen Bräutigams. Daraufhin verabschiedete sich das Paar auch recht bald in ihre Gästekammer.

Am nächsten Tage fragte der frischgebackene Ehemann, wo er den Türmer denn antreffen könnte und wurde zu Stuhlmacher (Traditionsgaststätte am Prinzipalmarkt) geschickt. Er sagte dort zum Türmer: Wenn Sie ab heute nur alle drei, vier Stunden das Signal blasen würden, gebe ich Ihnen 20 Taler! Daraufhin antwortete der Türmer: Daraus wird leider nichts, vor einer Stunde hat mir bereits eine junge Dame 40 Taler dafür gegeben, dass ich ab jetzt jede halbe Stunde tute.

So oder so ähnlich wird es wohl gewesen sein 😉

Das Signal vom Türmer auf St. Lamberti folgt jedenfalls mehreren verbrieften Zwecken: Es ist Stechuhr (das Tuten kommt zuverlässig zu festen Zeiten vom Turme = der Türmer arbeitet vorschriftsmäßig), Entwarnung (keine Feuer, keine Feinde in Sicht), Alarm (Feurio! Feindio!) und Zeit (3×3 Tuten = 9 Uhr abends usw.).


Das Beitragsbild heißt „Sunset behind St. Lamberti“, gefunden unter creative commons auf flickr.com – photo by shes_so_high, link: https://flic.kr/p/d7VEKb