• … GÖTT*INNEN?
  • … MENSCHENWÜRDE?
  • … KUNST?
  • … GLEICHSTELLUNG?

BELIEVE (IN) US.

So steht es zur Zeit an vielen Wänden, Unterführungen, Säulen.
Es sind die Plakate zum Droste-Festival 2020.

An dieser Stelle sei eine kleine Anekdote erwähnt:

Als ich diese Plakate zum ersten Mal sah, las ich nur flüchtig ganz unten: „Drosten-Festival 2020“. Und wunderte mich nicht. Der einer größeren Öffentlichkeit durch seine Podcast-Interviews bekannte Virologe Christian Drosten und das Thema COVID-19 – ich dachte nur: Soso, jetzt gibt es also ein Corona-Festival mit Christian Drosten, eine Art Viren-Tournee. Dann erst kamen mir Zweifel, ich fuhr noch einmal zurück, schaute aufmerksamer hin und bemerkte meinen Flüchtigkeitsfehler: Nicht um DEN Drosten geht es, sondern um DIE Droste!

Annette von Droste-Hülshoff.

Natürlich! Aber dennoch gibt es einen Zusammenhang:

Das Festival des Burg Hülshoff – Center for Literature / Droste-Stiftung-Teams ist sowieso daraufhin geplant worden, begleitend und nachhaltig abrufbar im Internet platziert zu werden – Barbara Rüschoff-Parzinger, Vorstandsvorsitzende der Droste-Stiftung, sagt in ihrer Videobotschaft, dass das Team aber eigentlich gehofft hatte, das Festival gemeinsam mit den Gästen im Haus Rüschhaus starten zu können. Wegen der immer noch währenden Pandemie (siehe oben) ist es nun konsequenterweise komplett virtuell – nichtsdestotrotz aber wunderbar vielfältig, inspirierend und komplex!

Jeden Freitag im Juni ab 17 Uhr gibt es neue Inhalte. Der Auftakt (Glaubst du an Menschenwürde?) ist online und sehr vielversprechend. Den Plenar-Vortrag (modernsprachlich: Keynote Speech) übernimmt die Autorin Olga Flor (DIE VIELEN); die Seebrücke und der Aktivist Raul Krauthausen, ein Film von Eva Meyer & Eran Schaerf, der erste Teil einer Videoserie von dorisdean und eine Festivalplaylist von Kalakuta Sould Records machen bereits im ersten Part die breitgefächerten Inhalte deutlich.
Den Link zum Festival und weiteres findet ihr unter diesem Blogbeitrag.

Schirmherrin des Droste-Festivals 2020 ist Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt.

„Angefixt“ durch die online erschienenen Beiträge des Festivals und mit großer Lust, weitere neue Herangehensweisen an diese außergewöhnliche historische Persönlichkeit, Annette von Droste-Hülshoff, zu entdecken, wähle ich zwei Werke für die Turmstubenbücherei Juni 2020 aus:

Turmstubenbücher Juni 2020

Meine neuen Tipps für die Turmstubenbücherei sind:

1.) Olga Flor, Politik der Emotion. Residenz Verlag, Salzburg und Wien 2018

Olga Flor stammt aus Wien, hat Physik studiert und ist erfahren im Multimediabereich. Sie schreibt auch Texte fürs Theater und hat 2018 den mit 6.000 Euro dotierten Droste-Preis der Stadt Meersburg erhalten, die Preisverleihung fand im Rahmen der Droste-Literaturtage auf Schloss Meersburg statt.

Der Residenz Verlag beschreibt das von mir erwählte Werk Politik der Emotion so:

"Ein engagiertes Plädoyer für eine Politik, die Fakten diskutiert und nicht Stimmungen instrumentalisiert.
Mit intellektueller Präzision und Radikalität bezieht Olga Flor Position gegen jene populistische Stimmungsmache, die sich derzeit so gerne als Vertretung der gefühlten Mehrheitsmeinung eines schwammig definierten Volkskörpers ausgibt. Diese „Politik der Emotion“ benutzt berechtigte Ängste, anstatt ihre realen Ursachen zu analysieren. Die zunehmende Unüberschaubarkeit der Ökonomie und die wachsende Informationsdichte dienen ihr als Nährboden, vereinfachte Schuldzuweisungen und „Bauchgefühle“ sind ihr ideologisches Kapital. Dagegen setzt Olga Flor die Notwendigkeit eines öffentlichen Diskurses, der Widerspruch zulässt und vor der Komplexität der Fakten nicht zurückschreckt, der Aufklärung will und nicht Vernebelung von Tatsachen."

In Zeiten von himmelschreienden Unsicherheiten, Corona, Rassismus, Klimawandel und Machthabern, die Ängste ausnutzen usw. ist dieses Buch – obwohl bereits 2018 erschienen – eine willkommene Ergänzung der Perspektiven.

Zum zweiten Turmstuben-Buch:

2.) Michael Blümel, federlesen. Illustrationen und Grafiken zu Texten von Annette von Droste-Hülshoff von Michael Blümel. Daedalus-Verlag, Münster 2020

Michael Blümel stammt aus Bad Mergentheim und ist gelernter Grafikdesigner. Die Texte der Droste haben ihn schon vielfältig inspiriert. In diesem neuen Buch finden sich aquarellierte Tuschezeichnungen und Collagen, comicartige Bilderserien, und auch großformatige Mischtechniken aus Leinwänden, alten Buchseiten, Tusche und Acrylgel.

Der Daedalus-Verlag beschreibt das Buch weiterhin so:

"Neben dem grafischen Herzstück des Bandes erlauben ein Porträt des Künstlers von Inge Braune sowie ein Interview mit dem Künstler selbst, geführt von Jochen Grywatsch, einen textlichen Einblick in Michael Blümels künstlerischen Werdegang, seine Poetologie, seinen Arbeitsalltag sowie seine erste Begegnung mit Annette von Droste-Hülshoff. Maike Trentin-Meyer zeichnet in ihrem Beitrag das Verhältnis von Künstler und Dichterin anhand von konkreten Beispielen nach und schließt dabei mit folgendem Resumée: 'Michael Blümel und Annette von Droste-Hülshoff sind vergleichbar im Hinblick auf die Vielfalt des künstlerischen Ausdrucks und die Offenheit der Interpretation.'"

Eine Veranstaltung, auf der der Künstler live zu den Droste-Texten zeichnet, ist wegen der Corona-Pandemie verschoben worden. Der Termin wird auf den Seiten der Droste-Gesellschaft bekanntgegeben.

Ich freue mich auf’s Lesen und
auf alle weiteren Teile des Droste-Festivals 2020 –
Tag 2 ist heute, Freitag, 12. Juni 2020
unter der Überschrift:
Glaubst du an Gött*innen? online!

Eure Türmerin von Münster.


Links:

Droste Festival 2020 auf den Seiten von Burg Hülshoff – Center for Literature

Droste-Gesellschaft

Olga Flor

Michael Blümel