Westvaliae Metropolis Monasterium – das war die Stadtansicht Münsters, die der großartige Maler Hermann tom Ring im Jahr 1569 malte. Nach dieser Grundlage fertigte der nicht minder großartige Remigius Hogenberg ein Jahr später einen aufwendigen Kupferstich – 4 Fuß lang und 1 Fuß breit (1 Fuß entsprachen ungefähr 30 cm).

Hogenberg überreichte einen Abdruck seines Werkes dem Rat der Stadt Münster vor 450 Jahren – am 26. Mai 1570!

Hermann Kerssenbrock – das ist der, der als junger Mensch die seltsamen Täufer in Münster live und in Farbe mitbekommen hatte und später alles aufschrieb, was er noch erinnerte oder zu erinnern glaubte – war zu dieser Zeit Rektor der Domschule (Grundlage des Gymnasium Paulinum); er dichtete einen neulateinischen Huldigungstext dazu.

Der hocherfreute Rat der Stadt Münster bedachte diese wertvolle Münsterliebesgabe gleichermaßen mit einem Geldgeschenk: 4 Taler bekam Remigius Hogenberg für sein Kunstwerk; das ist in den Rechnungsbüchern des Rates sehr gewissenhaft notiert – und nur deshalb können wir heute die Geschichte hinter der Stadtansicht rekonstruieren.

Das einzige noch erhaltene Exemplar befindet sich heute in der British Library zu London – oder hat jemand von euch zufällig noch einen echten Hogenberg auf dem Dachboden?

Wahrscheinlich eher nicht…

Interessanter Ausschnitt aus dem Stich von Hogenberg: Die Jakobikirche auf dem Domplatz war Pfarrkirche für die Laien innerhalb der Domimmunität, sie wurde 1812 abgerissen. Rechts steht oben am Geländer rund um die Kuppel von St. Lamberti der Türmer!

Interessant sind übrigens neben den Details der Topographie samt Kirchenbezeichnungen auch die dargestellten Szenen. Außerhalb der Stadtmauern sieht man einen Schweinehirten, Schrebergärten, einen Ballspielplatz – und in der Innenstadt, auf der schönsten Kirche (damals noch mit einem anderen Turm: St. Lamberti) sieht man, wenn man ganz genau hinschaut, den Türmer am Geländer stehen!

In einer kürzlich versandten Pressemitteilung der Stadt Münster heißt es zum Jahrestag der Übergabe der Hogenberg’schen Münsterliebe:

Das Stadtmuseum Münster plante aus diesem Anlass, die Ausstellung "Münster 1570 – Geschichte und Geschichten aus der Hauptstadt Westfalens" zu präsentieren. Mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins sollte das Original für einige Monate wieder zurück nach Münster kommen. Wegen der Corona-Pandemie ist dies im Moment nicht möglich, daher wird die Ausstellung erst ab Januar 2021 zu sehen sein.

Eine Hogenberg-Kopie ist übrigens im Stadtmuseum vorhanden – dort wird dann im nächsten Jahr auch allerlei rund um das Jahr 1570 zu sehen sein, was das Leben in Münster anschaulich werden lässt.

Denn: Münster erlebte seit 1534 verheerende Zerstörungen durch die Endzeit-Zuspitzungen der Täufer und entwickelte sich dann nach dem Schauprozess samt Hinrichtung 1536 zu einer florierenden Handelsstadt.

In der o.g. Pressemitteilung heißt es weiterhin über die geplante Ausstellung:

"Diese Blüte der Bürgerstadt am Beginn der Frühen Neuzeit war auch geprägt durch die Produktion bedeutender Werke der Kunst, des Kunsthandwerks und der Literatur.
Anhand von zahlreichen authentischen Objekten, darunter Gemälde von Hermann und Ludger tom Ring, Kupferstiche, Bücher, Akten, Urkunden, Handschriften, Münzen, Waffen sowie archäologischen Funden, wie auch von aufwändigen Inszenierungen wird das Leben in der westfälischen Metropole vor 450 Jahren für die Besucherinnen und Besucher erlebbar. Bedeutende Leihgaben stammen u.a. aus dem LWL-Museum für Kunst und Kultur, dem Stadtarchiv Münster, von der Kirchengemeinde St. Lamberti sowie aus Privatbesitz."

Freuen wir uns also auf das nächste Jahr,
um DAS HOGENBERG-ORIGINAL
der detaillierten Ansicht der Stadt
bewundern zu können!
Wir sehen uns dort!

Eure Türmerin von Münster.

PS.: Als Appetizer empfehle ich euch das Video des Stadtmuseums, in dem Dr. Thier die Hogenberg’sche Münsteransicht und weiteres zur Ausstellung erklärt, klickt HIER! und ihr gelangt zu YouTube!