direkt vom turm gebloggt

Glockenspielerei

Kürzlich, bei der Feierstunde für den scheidenden Glockenspieler Manfred Schneider, sagte
Oberbürgermeister Markus Lewe, er selber verbinde ein spezielles Heimatgefühl nicht allein mit Orten oder Gebäuden, sondern ebenso stark mit bestimmten Sinneswahrnehmungen wie z.B. dem Hören – in Münster seien besonders die Kirchenglocken genannt, und auch die kleinen Geschwister, die Glockenspiele.

Derer gibt es einige in der Stadt, es glockt vom Fürstbischöflichen Schloss (heute: Universität, Klick!), vom LWL-Landeshaus (Bildarchiv für Westfalen, Klick!), die Astronomische Uhr hat auch ein besonderes Glockenspiel (Münster Marketing, Klick!), vom Haus Schütte klingt echtes Meissner Porzellan („Münster auf den 2. Blick“-Blog, Foto, Klick!), und die Weltzeituhr samt Glockenspiel am Haus Nonhoff wurde erst kürzlich saniert (Pressemitteilung, Klick!) .

Die Gebrüder Nonhoff, die Vereinigung Niederdeutsches Münster und die Kulturstiftung der Sparkasse Münsterland Ost haben es ermöglicht, dass seit dem Jahr 2001 auch auf dem Stadthausturm am südlichen Ende des Prinzipalmarktes ein Glockenspiel erklingt.

stadthausturm

Dieser Turm ist heute keinem Gebäude mehr zuzurechnen, er wurde nach den schweren Bombenangriffen 1945 gerettet; das 1904-1906 errichtete Stadthaus des Baumeisters Hensen (MünsterWiki, Klick!) wurde leider zerstört. Die alten Glocken sind nicht erhalten, aber nun haben 14 neue bronzene Glocken ihren Platz in ca. 32 Metern Höhe gefunden – man sieht sie von unten sogar!

Stadthausturm

Stadthausturm Münster, Foto: Martje Saljé

Foto by Fedchag über panoramio.com

Foto by Fedchag über panoramio.com (http://www.panoramio.com/photo/39596572)

Gefertigt wurde das Glockenspiel von der Gießerei Petit und Fritsen (Homepage Petit & Fritsen, Klick!), und aus den Resten fertigte man eine kleine Handglocke an, die eine besondere Rolle spielen sollte an einem Oktobermorgen im Jahr 2016:

Der seit 2001 etablierte Städtische Glockenspieler e.h., Manfred Schneider – ein wunderbarer und vielfältig engagierter und talentierter Mann – übergab nämlich diese Handglocke als Symbol für den Amtswechsel an den „Neuen“.

Zuvor wurde Manfred Schneider mit der Auszeichnung „Silbernes Rathaus“ geehrt, der Oberbürgermeister Lewe hielt eine Lobrede auf des Glockenspielers ehrenamtliche Dienste, die maßgeblich zum oben erwähnten Heimatgefühl der Einwohner*innen Münsters beigetragen haben; denn durch das konsequente Pflegen von schönen, positiv besetzten Traditionen, das Neubesetzen von Werten des Brauchtums, durch das Organisieren, Einstudieren und Durchführen von Live-Einsätzen am Spieltisch des Stadthausturmglockenspiels wird Identität gestiftet.

OB und Glockenspieler

OB Lewe verleiht Manfred Schneider das Silberne Rathaus

Silbernes Rathaus

Silbernes Rathaus, Foto: Presseamt Münster

Passend zur Jahres- und Feiertagszeit spielte Manfred Schneider immer wieder höchstpersönlich Lieder, auch zum Mitsingen „unter den Bögen“, nach jedem Konzert pflegte er aus einem der kleinen Fenster unterhalb der Glocken zu winken, auf mich wirkte es sehr kultig, wie Fans und Eingeweihte gleichermaßen mit zufällig flanierenden Passant*innen unten stehend hochblickten, sich an der Besonderheit eines live spielenden Glockenspielers erfreuten und Beifall spendeten. Einen Bericht über meinen Besuch auf dem Stadthausturm könnt ihr HIER lesen (Klick!).

Mit der Auszeichnung des „Silbernen Rathauses“ wurde auch der Rücktritt des beliebten Münsteraner Originals verkündet (der übrigens genau wie ich ein Zugezogener ist, Manfred Schneider verbrachte seine Schulzeit in Köln) – und dann wurde sogleich der Nachfolger vorgestellt:

James Schäfer heißt er, ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt in Münsters (Kirchen-)Musikszene – der ehemalige Postbeamte ist mit seinen zahlreichen Talenten als Chorleiter ebenso aktiv wie als Organist und Multiinstrumentalist (Link zur Ev. Thomasgemeinde, Klick!).

Eine typische Münstergeschichte dazu:

Als ich einmal bei einer Infoveranstaltung vor einem Kirchenkreis über das gelebte Brauchtum am Beispiel des Türmerberufs in Münster sprach, wollte ich das Ganze musikalisch mit dem Lied „Türmers Nachtgesang“ (Georg Thurmair/Heinrich Neuß – Link) beenden. Und James Schäfer hielt dafür eigens ein wundervolles E-Bass-Fundament zur Begleitung bereit!

Türmers Nachtgesang

Türmers Nachtgesang, Arr. James Schäfer

So musizierten wir also bereits einmal zusammen – vielleicht kommt es ja noch einmal dazu – vielleicht in Anlehnung an Manfred Schneiders geniale Einspielung „In Münster läuten die Glocken“, eine einzigartige CD mit Kirchenglocken, Glockenspiel, Orgelimprovisationen des unvergleichlichen Prof. Tomasz Adam Nowak (erhältlich z.B. bei Münster Souvenirs, Klick!) – und dem Tuten des Türmerhorns des damaligen Türmers Wolfram Schulze!

Von Turm zu Turm, von Türmerin zu Glockenspieler sage ich also:

Lieber Manfred, alles erdenkliche Gute für Deinen wohlverdienten Ruhestand, gued gaohn! Und lieber James, auf eine gelungene Weiterführung unserer geliebten Glockenspielerei!

1 Kommentar

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