Die Recherchen über meine Vorgänger auf dem Turm der katholischen Stadt- und Marktkirche St. Lamberti zu Münster haben mich zu einem weiteren wirklich spannenden Fall geführt – Überschrift: Tod im Turm. So oder so ähnlich hat es sich zugetragen:
Wir befinden uns im Jahre 1877. St. Lamberti hat noch den alten Turm mit der schönen Kuppel. Innendrin die Türmerstube. Türmer auf der St. Lambertikirche ist Joseph Kirsch. Wahrscheinlich ist er bereits eine Weile im Dienst.
Schon über einen längeren Zeitraum hat Türmer Joseph Kirsch keine Alarmsignale von sich hören lassen – entweder, weil wirklich nichts passiert ist (kein Feuer, kein Feind); oder, weil er nicht zuverlässig war. Jedenfalls schreibt die Stadt Münster ihrem Türmer eine Kündigung. Dann jedoch passiert etwas Unvorsehbares…
Es ist eine extrem stürmische Nacht. Joseph Kirsch sitzt im Inneren der Kuppel in seiner Türmerstube. Der Sturm pfeift durch das Fenster. Kirsch ist trübsinnig zumute, weil ihm gekündigt worden ist. Nun ist er leider nur noch ein paar Tage hier auf dem Turm.
Dann geht Kirsch seine gewohnte Runde – und bekommt Panik:
Im Martiniviertel brennt es lichterloh!
Der Türmer rennt zur Rats- und Brandglocke und schlägt laut Alarm. Er hängt eine Laterne gen Nordost – zum Martiniviertel hin. Die Löscharbeiten der freiwilligen und verpflichteten Bürger beginnen sofort. Während es noch brennt, bläst Joseph Kirsch mit dem Türmerhorn das Alarmsignal – ein hektisches Staccato.
Klöppel der Brandglocke von 1594
Der Stadtrat wird ebenfalls informiert – und stellt prompt eine amtliche Aufhebung der Kündigung des Türmers aus. Eine Depesche wird noch in derselben Nacht geschickt, um den Türmer Joseph Kirsch darüber zu informieren, dass seine Dienste doch noch länger gebraucht und gewünscht sind.
Diese frohe Botschaft wird der Türmer jedoch nicht mehr zu Gesicht bekommen; man findet ihn in der Türmerstube, er ist tot. Plötzlicher Herzschlag, heißt es…
Sein Nachfolger wird Joseph Buschkötter – über ihn habe ich hier geschrieben: Klick!
Schreibe einen Kommentar