Es ist Zeit für neue Bücher in der Turmstube – und so suche ich mir für den Oktober folgende Werke aus (ein Klick auf die Titel bringt euch zur jeweiligen Homepage des Verlags mit dem Titel):

1.) Peter Wittkampf, So also ist der Westfale. Westfalen-Versteher von 1474 bis heute. Longinus Verlag, Coesfeld 2018
 
2.) Claudia Seibert, 114 Skulpturenstücke. Jeden Tag ein Aquarell im Cinema neben*an vom 10.06.-01.10.2017. Daedalus Verlag, Münster 2017

3.)  Heike Hänscheid, Dunkle Geschichten aus Münster. Schön&Schaurig. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 2018

1.) Peter Wittkampf (*1948, aus Telgte) ist Mitglied der Geographischen Kommission für Westfalen und hat die Buchreihe Westfalen Regional mitgestaltet (Online-Projekt: www.westfalen-regional.de); als ehemaliger Lehrer für Deutsch und Erdkunde ist er tatsächlich selbst ein Westfalen-Versteher – und bekam als solcher 2015 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Förderpreis für westfälische Landeskunde.

Das Buch „So also ist der Westfale“ behandelt Fakten und Vorurteile – denn irgendwoher müssen die Klischees ja kommen über das Wesen der Westfalen. Es ist eine Textsammlung aus vielen Jahrhunderten („von 1474 bis heute“), und ich erhoffe mir durch die Lektüre weitere Einblicke und Inspirationen für meine eigene Erforschung der Menschen aus meiner neuen Heimat, lebenslanges Lernen.

Wiglaf Droste sagte einmal: 

„Westfalen sind eher melancholische, sentimentale Wesen mit katholischer Prägung, die aber durchaus zur Komik neigen.“

Und das auf den Wochenmarkt-Papiertüten von Jalall D’or gedruckte bekannte Heine-Zitat aus dem „Wintermärchen“ über die Westfalen bestätigt, sie … sind sentimentale Eichen …!

2.) Claudia Seibert (*1960, Malerin und Dozentin in Münster und Nordkirchen) war während der Skulptur Projekte 2017 in Münster ein painter in residence, sie malte jeden Tag im neben*an des Cinemas in der Warendorfer Straße ein Aquarell und zeigte ihre wachsende Ausstellung in einem Raum im Mauritzviertel.

In diesem Buch geht es um ihre Kunst im Hinblick auf die SPM17-Künstler*innen, die Wahrnehmung der Medien und Besucher*innen. Auch Exponate früherer Ausstellungen werden thematisiert. Im Prinzip ein gemaltes Tagebuch mit persönlichen Eindrücken. Außerdem enthalten: ein einführendes Essay von Gerald Funk.

Auf Claudia Seibert kam ich durch eine andere Künstlerin – Florence Lam, die als Gast in der Ateliergemeinschaft FAK (Förderverein Aktuelle Kunst, Fresnostraße, Homepage: Klick!) eine Performance durchführte, die durch mich als Türmerin inspiriert war. Auch Claudia Seibert engagiert sich dort. Und das Thema der Skulptur Projekte Münster finde ich schon seit 1997 interessant, damals lebte ich noch im Lande Weitweitweg, ging zur Schule und ahnte noch nicht, dass das ferne wundersame Münster einmal neue Heimat für mich werden würde.

Und Fan des Daedalus-Verlags bin ich, seit mir ein sehr lieber Freund einmal den Fliegende-Wörter-Kalender schenkte!

3.) Heike Hänscheid – seit gut vier Jahrzehnten Journalistin mit großem Engagement für Münsters Lokalgeschichte – hat viele unterschiedliche Orte und Menschen aufgesucht, die alle etwas Düsteres oder Dunkles an sich haben, aber wie immer im Leben liegen Licht und Schatten oft nah beieinander.

In diesem schönen Buch findet derdiedas aufmerksame Leser*in viele Türmer-Bezüge! Das augenfälligste: Ein Kapitel ist überschrieben mit

Münster kann ruhig schlafen – die Türmerin wacht

Aber auch der Nachtwächter von StattReisen hat seinen Auftritt und bekreuzigt sich, als er seinem Publikum erzählt, dass da oben (auf St. Lamberti) wohl jetzt eine Frau sei. Augenzwinkern denke man sich hier bitte mit.

Und auch in dem Kapitel über die Souffleuse im dunklen Souffleusenkasten der Niederdeutschen Bühne Gremmendorf kommt ein Türmer vor – das allerdings ist Insiderwissen, das ich euch nur allzugerne gebe: 

Mitgegründet hat die „Niederdeutsche Heimat-Bühne Gremmendorf“ der Hobby-Dichter Franz Beiske, der schon 1932 ein Laienschauspiel aufführte, dessen Name vielen bekannt sein dürfte: De Pengelanton. Ebenjener Franz Beiske war auf dem Turm von St. Lamberti ein „Übergangs-Türmer“, fast zwei Jahre, bis 1960 der „Türmer mit dem Sofa“, Roland Mehring, das Horn für die nächsten 34 Jahre übernahm … und auch das ist bereits von Heike Hänscheid beschrieben worden: Klick!

Vieles aus Münsters reichhaltiger Stadtgeschichte wird hier beschrieben, in kurzen bebilderten Kapiteln, die richtig dazu inspirieren, sich selbst auf den Weg zu machen – ins Euthymiazentrum, ins Lepramuseum, zu einer Zwinger-Führung, in die Villa ten Hompel…

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken – entsesselt euch!