Elke Bräunling aus dem schönen Odenwald hat ein wunderbares Gedicht über einen Jahrmarktsbesuch geschrieben, das mir richtig gute Laune macht – und Lust, auf den Send zu gehen – 22.3. bis 30.3.2025 ist wieder Frühjahrssend in Münster! Mit einem sehr interessanten neuen Fahrgeschäft…!
Auf der Kirmes. Kindergedicht.
Bei uns auf der Kirmes gibt es viel zu sehn.
Bei uns auf der Kirmes, da ist’s wunderschön,
und da kannst du:
Autoscooter fahrn,
Reitschul’ oder Geisterbahn,
kannst im Karussell dich drehn
oder Musikanten sehn,
Wundertüten, Lose kaufen,
durch den Zauberspiegel laufen.
Schokoküsse, Würstchen essen,
Zuckerwatte nicht vergessen,
auf den Kirmesponys reiten,
sehen, wie die Gaukler streiten,
Bälle werfen auf neun Dosen,
Ketchup kleckern auf die Hosen,
und zum Schluss machst du ’ne Fahrt
auf Achterbahn und Riesenrad.
Wenn du möchtest, fängst du dann,
noch einmal von vorne an
ohne Pause, Ruh und Rast,
bis du dann kein Geld mehr hast.Quelle: Elkes Kindergeschichten (Klick!)
Da es jetzt also wieder los geht – ich wünsche euch ganz viel bunte Freude auf dem Frühjahrssend, sozusagen Schönes gegen Doofes, eine kleine Auszeit von der aus den Fugen geratenen Welt da draußen!
Der Send
Der Send ist ein buntes Treiben aus Fahrgeschäften, Ständen mit kulinarischen Köstlichkeiten und zahlreichen Attraktionen für Groß und Klein. Die Atmosphäre ist geprägt von fröhlicher Musik, Lichtern und dem Lachen der Menschen, die die vielfältigen Angebote genießen. So wird Münster zu einem Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart harmonisch miteinander verbunden sind.
Der Send ist nicht nur ein Fest der Freude, sondern auch ein wichtiger Teil der Identität und Tradition der Stadt Münster, der Generationen verbindet und die Gemeinschaft stärkt!
Tradition im Laufe der Jahrhunderte
Als Türmerin und als Einwohnerin meiner Wahlheimat Münster ist mein Spezialinteresse, geschichtliche Zusammenhänge zu erforschen.
„Ein reiner Vergnügungsmarkt ist der Send noch nicht sehr lange – jedenfalls gemessen an seiner langen Geschichte: Der Name ‚Send‘ ist von ‚Synode‘ abgeleitet, mit der seit dem 9. Jahrhundert die zweimal jährlich gehaltene Versammlung der Geistlichen und der führenden Vertreter des Bistums bezeichnet wurde.„
Die Synode, die Versammlung von Klerus und Laien, war traditionell verbunden mit einem großen Markt, der frei für alle zugänglich war. Die eigentlich geltenden Privilegien der einheimischen Kaufleute wurden in diesen Tagen aufgehoben, so dass alle Händler ihre Waren anbieten konnten.
Der Send war ursprünglich auf dem Domplatz angesiedelt, später zog er um auf den Platz vor dem Schloss („Neuplatz„, dann „Hindenburgplatz„, heute „Schlossplatz„), Viehmarkt und Fahrgeschäfte waren zeitweise getrennt voneinander aufgebaut, nach dem 2. Weltkrieg kurzzeitig wieder auf dem Domplatz (weil auf dem Hindenburgplatz die Trümmer gesammelt wurden), und nach 1951 wieder auf dem heutigen Schlossplatz.
Die Türmer auf St. Lamberti hatten also allzeit einen guten Blick auf das bunte Treiben!
Marktfrieden
Der Marktfrieden garantierte sicheres Betreten und geschützten Aufenthalt auf dem Marktgebiet. Es durfte niemand gehindert, angegriffen oder festgehalten werden, der Marktfrieden galt für alle, und alle wurden hart bestraft bei Zuwiderhandlung (wenn Blut vergossen wurde, gab es sogar die Todesstrafe).
Dass das historische (echte!) Sendschwert, das den Send anzeigte, im Jahr 2000 von Unbekannten gestohlen wurde und bisher nicht wieder aufgetaucht, hat man überregional mitbekommen – und ich appelliere auf diesem Wege an die Schurken oder Schurkinnen, es zurückzugeben… es gibt sogar eine Belohnung!
Kurioses Fahrgeschäft
Der Westfälische Merkur vom 27. März 1870 berichtet über ein gar kurioses Fahrgeschäft namens „C. Schulze’s Hamburger Velocipede-Reitschule“ auf dem Münsteraner Send, das prima in die „Fahrradstadt“ passt:

„…Karusselle gehörten schon seit langem zum gewohnten Bild des Send und wurden erfahrungsgemäß vom Publikum auch gut frequentiert. Mit dem Hinweis auf sein neues, ausgefallenes Modell verband C. Schulze offenbar die Erwartung auf ein besonders einträgliches Geschäft. (…)
Die von C. Schulze als Neuheit vorgestellte Velocipede-Reitschule bestand aus einer runden, aus Holz gezimmerten Bahn, auf der die starr miteinander verbundenen Fahrräder, von den Fahrgästen betätigt, im Kreis fuhren. Konstruktionsbedingt konnte man nicht stürzen, so daß auch Ängstliche und Unsichere (die meisten hatten wohl noch nie auf einem Rad gesessen) gefahrlos in die Pedale treten konnte…“Quelle: Westfälischer Merkur, 27.3.1870, in: Münster-Send. Synode – Markt – Volksfest. Stadtmuseum Münster, 27. Februar 1986 bis 24. Dezember 1986, Aschendorff, Münster 1986, S. 135.
Hoch hinaus – der Türmerin winken!
Zurück in der Gegenwart gibt es ebenfalls ein kurioses neues Fahrgeschäft:
Zum ersten Mal gibt es beim jetzigen Frühjahrssend einen Aussichtsturm, der ungefähr dieselbe Höhe hat wie die Türmerstube auf St. Lamberti:
„Einer der Höhepunkte beim Frühjahrssend ist der nach eigenen Angaben höchste mobile Skylift der Welt „Look 360° Panorama“. Der Aussichtsturm aus dem Jahr 2024 steht zum ersten Mal auf dem Schlossplatz. Besucherinnen und Besucher können in knapp 70 Metern Höhe bei guter Sicht über die Stadt bis ins Münsterland schauen. Vier gläserne Kabinen drehen sich während der Fahrt um 360 Grad und ermöglichen so einen Rundum-Blick aus der Vogelperspektive.„
Quelle: Stadt Münster, Send, Neue Attraktionen und Highlights (Klick!)
Ihr wisst, worüber ich mich freue: Über fröhlich winkende Menschen!
So lasset uns denn mit den Mobiltelefon-Taschenlampen-Apps gegenseitig zuwinken! Aber alles gut festhalten (das Handy, den Partner/die Partnerin, den Moment…)!
Bleibt friedlich, seid lieb zueinander, vergesst mal eine Weile alles Fürchterliche, und bringt ein bissl Gelassenheit mit, wenn an den vier Eingängen auf das Send-Gelände eure Taschen kontrolliert werden:
„Die Stadt Münster bittet darum, nach Möglichkeit auf die Mitnahme von Taschen und Rucksäcken zu verzichten. Glas, Waffen, Messer jeglicher Art und sonstige gefährliche Gegenstände sind auf dem Send-Gelände verboten.„
In diesem Sinne: Es ist wieder Send! Hurra!
Eure Türmerin von Münster.
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