Schraub, schraub, schraub… in Münster wird zu jeder Zeit an vielen neuen Ideen geschraubt, die sich an der vorhandenen Struktur orientieren. Diese Stadt steht immer wieder dafür, die Tradition mit der Moderne zu verbinden und Synergien zu schaffen. Dafür ist nicht zuletzt auch meine Tätigkeit ein Sinnbild: Seit 1383 ist der städtische Türmerposten auf der katholischen Stadt- und Marktkirche St. Lamberti verbürgt, bis heute wird diese Tatsache aktiv als Brauchtum gepflegt und mit Inhalt (Forschung und Aufbereitung) öffentlich präsentiert – deshalb gibt es dieses Blog!

Heute lasse ich den Blick wieder über die Dächer und Straßen von Münster schweifen, halte Ausschau nach Feuern (und Feinden) und berichte euch den Stand der Dinge. 

Hamel jontev! (Viel Spaß!)

Wir schreiben das Jahr 2021, Mitte August, das Wetter ist – natürlich! – ganz der Tradition verpflichtet: es regnet. Oder wie man in Münster sagt: Meimelatur… 

Ob Sonnenschein, Regen oder Sturm –
eines ist sicher: Das Tuten auf dem Turm!

Oft beschrieben, und doch immer wieder erstaunlich für mich: 
Die Straßen, die St. Lamberti zu Füßen liegen, findet man bereits im berühmten Alerdinck-Plan!

Monasterium Westphaliae metropolis - Vogelschauplan
Monasterium Westphaliae metropolis – Alerdincks bekanntestes Werk aus dem Jahr 1636 in der nachkolorierten Fassung

Der Alerdinck-Plan

Der Münsteraner Maler Everhard Alerdinck ist heute vor allem für seinen detailreichen und künstlerisch wertvollen Vogelschau-Stadtplan aus dem Jahre 1636 (!) seiner Heimatstadt bekannt. Die besagten Straßen, die ich allabendlich überschaue, findet man nahezu maßstabsgetreu und wirklich bemerkenswert pittoresk – den Plan findet ihr übrigens z.B. bei Münster Souvenirs als Druck für Zuhause!

Hier geht’s zu Münster Souvenirs:

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Eine Straße finde ich aus mehreren Gründen gerade besonders interessant: 

Die Hörsterstraße

Die Hörsterstraße gehörte bereits im Mittelalter zum Wegenetz, berichtet das Vermessungs- und Katasteramt Münster.

Hier geht’s zur Straßennamen-Erklär-Seite „Hörsterplatz“ vom Katasteramt:

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Sie führte auf ein Waldstück zu, das sich hier befand; auch Hörstertor, Hörsterplatz, Am Hörsterfriedhof und Auf der Horst stehen im selben Bezug.

Die Hörsterstraße ist vom Lambertiturm aus stadtauswärts die Verlängerung des Alten Fischmarktes nach Norden. Das einzig verbliebene Gebäude von historischer Bedeutung ist, wie Detlef Fischer in Münster von A bis Z, Wissenswertes in 1500 Stichworten, Aschendorff Verlag, feststellt, die vom Starbaumeister Johann Conrad Schlaun erbaute Kirche der Lotharinger Chorjungfrauen (bis 1820 im Besitz des Ordens, dann Militärkomplex, nach Zerstörungen des II. Weltkrieges wurde nur die Kirche restauriert bzw. wieder aufgebaut, bis 2003 war hier das Stadtarchiv) – heute Trausaal des Standesamts Münster!

Hier geht’s zum Münster-Wiki über Johann Conrad Schlaun:

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Und hier geht’s zur Münster-Wiki-Seite über das Lotharinger Kloster:

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Und genau hier, am im Volksmund Lotharinger Kloster genannten Gebäude, fahre ich allabendlich vorbei stadteinwärts auf dem Weg zum Turm.
Hier beginnt aktuell etwas Besonderes:

Wo mir sonst oft der Bus im Nacken sitzt oder einem Autos dicht an dicht erhöhte Konzentration abverlangen, ist gerade Entspannung für Fußgängerinnen und Fußgänger und Leezenritter und Leezenprinzessinnen, äh, also Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer angesagt…

Ein Verkehrsversuch

„In der Hörsterstraße und am Bült
kann die veränderte Aufenthaltsqualität
im Kontrast zur bekannten Verkehrsbelastung
erlebt werden.“

So beschreibt es treffend, wie ich finde,
die Stadt Münster selbst auf ihrer Webpräsenz. 

Hier geht’s zur Verkehrsversuche-Seite der Stadt Münster:

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„Während des Verkehrsversuches und zugunsten einer komplett autofreien Zone wird die Hörsterstraße für den motorisierten Durchgangsverkehr … gesperrt. Fahrräder haben freie Fahrt in beide Richtungen und mit rund 40 zusätzlichen Fahrradständern vor Ort auch mehr Abstellmöglichkeiten. Ein Fahrradrikscha-Shuttle pendelt zwischen den Bushaltestellen am Hörstertor und dem Bült.

Rund 50 herausgenommene Parkplätze haben 237 Quadratmeter Freiflächen entlang der Hörsterstraße ermöglicht. Hier stehen nun Picknicktische und -bänke sowie Sitzterrassen aus Holz und Hocker zum Rasten und Relaxen. 13 Pflanzcontainer mit Bäumchen und Büschen umrahmen die kleinen Ruheinseln und setzen grüne Akzente in der Straße, ebenso wie ‚mobile Bäume‘. Für die Außengastronomie gibt es fünf zusätzliche Bereiche auf einer Fläche von rund 74 Quadratmetern. Hier können die direkt angrenzenden Gastronomen ihre Tische und Stühle aufstellen und ihre Gäste unter freiem Himmel bewirten.“

Am Bült …

„…kann man schon seit Mai ein kleines Stück umgewandelten Stadtraum erleben. Wo vorher auf 24 Parkplätzen Autos das Bild prägten, ist ein kleiner Platz mit Außengastronomie, grünem Rasenteppich, Sitzmöglichkeiten, einem Sandkasten und dem ‚grünen Zimmer‘, einem schattigen Plätzchen zum Ausruhen und Verweilen, entstanden.“

Hier geht’s zur Straßennamen-Erklär-Seite „Bült“ vom Katasteramt der Stadt Münster:

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Fahrradstadt 

Ich schreibe hier – soviel Transparenz muss sein – als in der Fahrradstadt Oldenburg sozialisierte Fahrradfahrerin, habe darüberhinaus keinen PKW-Führerschein und fahre höchstens mal Trecker – zur Heuernte!
Kein Wunder, dass meine Freude über einen kleinen autofreien Teil Münsters höchst subjektiv und total erwartbar ist 😉

Und auch kein Wunder, dass ich aus genannten Gründen hoffe, dass die Beobachtung des zeitlich begrenzten Verkehrsversuch (bis 24. September 2021) erfolgreich sein möge und tatsächlich etwas bleibt, so wie es geplant ist: 

Die (Fahrrad-)Stadt Münster testet die Alltagstauglichkeit und entscheidet hinterher, ob Elemente aus den Verkehrsversuchen dauerhaft übernommen werden.

Na, dann schauen wir doch mal, wie mein Weg zur Arbeit künftig aussehen wird!

Es bleibt spannend, findet

Eure Türmerin von Münster.


PS.: Schreibt mir gerne eure Erfahrungen, auch wenn diese meiner Beschreibung entgegenstehen. Die Perspektive der Autofahrerinnen und Autofahrer ist mir naturgemäß nicht gegeben; und auch skeptische Positionen diskutiere ich immer gerne – auf sachlicher und einander zugewandter Ebene, nur zu! 😉


Edit: Pressemitteilung von Donnerstag, 23. September 2021
Stadt Münster

Reallabor stellt Zukunft der Wolbecker zur Diskussion
Claudia Kiso vom Umweltbundesamt besucht die Wolbecker Straße / Diskussionstage am Wochenende auf dem Hansaplatz / Strategieplan als nächster Schritt

Münster (SMS) Wie können Zukunftsvisionen für die Wolbecker Straße aussehen? Seit vergangenen Montag machen gelbe Markierungen auf der Fahrbahn, temporäre Beschilderungen auf dem Gehweg, Sitzmöbel anstelle von Pkw-Stellplätzen diese Visionen deutlich und stellen sie zur Diskussion. Um hierfür Platz zu schaffen, haben Zufußgehende Geh- und Radweg zur Verfügung, Radfahrende werden auf die Fahrbahn geleitet – und dort gilt für sie sowie auch für den motorisierten Verkehr Höchsttempo 20. Noch bis Sonntag, 26. September, läuft das Reallabor und nimmt eine Länge von knapp 400 Metern ein.
„Genau solche Aktionen sind der Weg nach vorne. Die Wolbecker Straße ist ein sehr konkretes Beispiel, hier befindet man sich auf Planungsstufe Null und greift als ersten Schritt partizipativ die Bedürfnisse der Nutzenden auf“, sagte Claudia Kiso vom Umweltbundesamt. Die Nationale Koordinatorin der derzeit laufenden Europäischen Mobilitätswoche besuchte am Mittwoch Münsters Verkehrsversuche. Sie machte auch Zwischenstation am Reallabor.

Claudia Kiso informierte sich am Infomobil auf dem REWE-Parkplatz bei Stadtbaurat Robin Denstorff über das Projekt Wolbecker Straße: „Hier sprechen wir offen über unterschiedlichste Ansätze, die Wolbecker Straße künftig anders zu gestalten. Wir sammeln Meinungen, verdichten sie und stellen sie anschließend wieder zur Diskussion“, so Denstorff. Das Infomobil ist Herzstück des Reallabors und gerade zur Mittagszeit zwischen 12 und 14 Uhr ein beliebter Treffpunkt. Fachleute aus Münsters Verwaltung kommen hier ins Gespräch mit Anwohnenden und Nutzenden der Wolbecker Straße, die umliegenden Gastronomiebetriebe sorgen für einen Snack.

Noch bis einschließlich Samstag, 25. September, können alle, die die Wolbecker Straße nutzen, ihre Meinungen, Interessen und Zukunftsvorstellungen einbringen. Den Umbau des Straßenraums flankieren zahlreiche Beteiligungsformate. Umgesetzt werden sie vom Reallabor-Team – den von der Stadt Münster beauftragten Büros Urban Catalyst (Berlin) und modulorbeat (Münster). 

Um ins Gespräch zu kommen, lädt das Team täglich von 10 bis 18 Uhr zu Mitmach-Formaten ein. Neben dem Mittagstisch gibt es eine interaktive Ausstellung unter der Eisenbahnbrücke. Mit Beteiligungskarten können alle Gäste ihre Einstellungen Wünsche zu den verkehrlichen Veränderungen schriftlich festhalten und die „Galerie der Visionen“ füllen. Außerdem nutzen Inhaberinnen und Inhaber von Geschäften und Gastronomie einige der nun freien Pkw-Stellplätze, um ihren Gästen besondere Angebote zu machen.

Am Samstag, 25. September, wandert das Info-Mobil zum Abschluss auf den Hansaplatz zwischen Wolbecker Straße und Hansaring – hier laufen die Diskussionstage des Projekts. Nach dem Mittagstisch von 12 bis 14 Uhr beginnt am Samstag die Ideenwerkstatt, um 16 Uhr eröffnet die Ausstellung zu den Ergebnissen des Reallabors Wolbecker Straße. Sie ist auch am Sonntag 26. September, von 10 bis 14 Uhr auf dem Hansaplatz zu sehen.

Danach wird auf der Wolbecker Straße zunächst alles beim Alten sein. Die Resultate des Reallabors aber fließen in einen Strategieplan ein. Und der wird zum Vorentwurf für die Umgestaltung des Straßenraums. So könnte die Wolbecker Straße künftig den Bedürfnissen ihrer Nutzerinnen und Nutzer deutlich näher kommen, als es derzeit der Fall ist.


Edit: Pressemitteilung von Mittwoch, 22. September 2021
Stadt Münster

Verkehrsversuch Hörsterstraße endet
Parkplatz am Bült bleibt weiterhin für Autos gesperrt / Online-Umfrage läuft noch bis 10. Oktober / Mit Erkenntnissen wird weiter geplant

Münster (SMS) In der Hörsterstraße beginnt wie geplant der Rückbau des Verkehrsversuches. Stadtmobiliar und Begrünung werden abgeholt, die Markierungen beseitigt und die Straßenbeschilderung weitgehend wieder in den Altzustand versetzt. An diesem Freitag, 24. September, endet damit der Verkehrsversuch auf der Hörster Straße.
Nur die Sperrung des Parkplatzes am Bült bleibt zunächst bestehen: Teile des Mobiliars dort sind zwar angemietet und verschwinden ebenfalls in den nächsten Tagen, hierfür wird jedoch Ersatz aufgestellt. Außerdem werden weitere blaue Fahrradanlehnbügel ergänzt.

Damit wird in der Hörsterstraße ein Baustein des Verkehrsversuches dauerhaft übernommen: An mehreren Stellen werden die temporären Fahrradständer durch fest installierte Anlehnbügel ersetzt, zudem werden auch Lastenrad-Stellplätze eingerichtet.

Die Anlehnbügel für Fahrräder auf dem noch gesperrten Parkplatz am Bült bleiben nach dem Verkehrsversuch dauerhaft installiert. Auch an der Hörsterstraße entstehen weitere Stellplätze für Fahrräder und Lastenräder. Foto: Stadt Münster.
Die Anlehnbügel für Fahrräder auf dem noch gesperrten Parkplatz am Bült bleiben nach dem Verkehrsversuch dauerhaft installiert. Auch an der Hörsterstraße entstehen weitere Stellplätze für Fahrräder und Lastenräder. Foto: Stadt Münster. 

Der Hauptausschuss hat in seiner Sitzung am 19. Mai 2021 beschlossen, den Verkehrsversuch nach achtwöchiger Laufzeit enden zu lassen. In dieser Zeit erreichten die Verwaltung zahlreiche Rückmeldungen. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wird nun im Sinne einer attraktiven und lebenswerten Innenstadt weiter geplant. 
Noch bis zum 10. Oktober läuft die Online-Befragung zu den Verkehrsversuchen an der Promenade, in der Hörsterstraße und am Hauptbahnhof. Die Verwaltung hat bereits viele Rückmeldungen erhalten und lädt Nutzende, Anwohnende und Gäste weiterhin dazu ein, ihre Meinung zu den Verkehrsversuchen mitzuteilen und damit in die Gesamtbewertung der Verkehrsversuche einfließen zu lassen.

Alle Infos zu den Verkehrsversuchen 2021 und den Link zur Umfrage gibt es online unter www.stadt-muenster.de/rathaus/verkehrsversuche-innenstadt.
Es gibt die Möglichkeit, schriftliche Eingaben beim Amt für Mobilität und Tiefbau zu machen. In den Bezirksverwaltungen und in der Münster Information im Stadthaus I ist der Fragebogen zudem in Papierform erhältlich.


Edit: Pressemitteilung von Donnerstag, 2. September 2021
Stadt Münster

Neue Leuchten für den Verkehrsversuch Neubrückentor
Mehr Licht sorgt für bessere Sicht auf die Promenade / Beleuchtung ab Donnerstagabend, 2. September, in Betrieb

Münster (SMS) Mehr Licht für bessere Sicht: Die Stadtwerke Münster und das Amt für Mobilität und Tiefbau ergänzen im Einmündungsbereich der Promenade am Neubrückentor die vorhandene Beleuchtung auf beiden Seiten durch provisorische Leuchten. Die ersten Leuchten wurden am Mittwochvormittag installiert. Das zusätzliche Licht soll vollständig mit Einsetzen der Dunkelheit am Donnerstagabend, 2. September, in Betrieb gehen.
Auslöser für die Verbesserung waren die Hinweise, dass Radfahrende im Einmündungsbereich der Promenade in der Dunkelheit nicht gut zu erkennen seien. Mit dem laufenden Verkehrsversuch haben sie Vorfahrt vor Verkehrsteilnehmenden am Neubrückentor. Durch das zusätzliche Licht sollen vor allem Autofahrerinnen und Autofahrer am Neubrückentor die bevorrechtigten Radfahrenden der Promenade schneller und besser erkennen können – vor allem jetzt, da die Tage kürzer werden und die dunkle Jahreszeit ansteht.

Entscheidung der Politik

Um auch in der Dämmerung die Sichtbarkeit zu verbessern, wurden im unmittelbaren Bereich Neubrückentor zusätzlich die Schaltzeitzeiten der Leuchten verändert: In der Dämmerung werden diese Leuchten etwa eine Stunde vor der normalen Schaltzeit der Straßenbeleuchtung ein- und am Morgen entsprechend später ausgeschaltet.
Die provisorische Straßenbeleuchtung haben Stadt und Stadtwerke mit vorrätigen Masten und Leuchten sowie einer Luftverkabelung realisiert. Wenn die Entscheidung der Politik zum Verkehrsversuch Promenade ansteht, kann diese provisorische Beleuchtung abgebaut oder zur dauerhaften Beleuchtung umgerüstet werden. Diese würde sich vom Design den vorhandenen Promenadenleuchten besser anpassen.

Mehr Helligkeit, mehr Sicherheit: Für den Verkehrsversuch Promenade/Neubrückentor installieren Stadt und Stadtwerke zusätzliche Beleuchtung im Kreuzungsbereich. Foto: Stadt Münster.