In Münster ertönen auch in diesen widrigen Zeiten die Friedenssignale mit dem Horn von St. Lamberti über die Stadt.

#DasTutenInDenZeitenDerCorona

Und auch in anderen Orten werden die alten Rituale weiter gepflegt.
Eigentlich wollte die Türmerin von Lübben am letzten Wochenende nach Münster kommen – aber in den Zeiten des neuen Coronavirus ist das Reisen zum Vergnügen nicht mehr zu empfehlen…

Verschoben ist jedoch nicht aufgehoben. Wir sind optimistisch, dass die Zeit der Türmer*innen-Treffen bald wiederkommen wird. Und dann schreibe ich natürlich darüber!

Blick vom Lambertikirchturm über den Prinzipalmarkt

Bis dahin werden hier weiter Friedenssignale getutet (im Sinne von Bitten um Frieden in aller Welt, auch unter gesundheitlichen Aspekten) und ein paar Tipps recherchiert und gesammelt, wo in der Welt es um artverwandte Rituale geht – denn auch Kollegen anderswo bemühen sich um das Fortbestehen der Traditionen; zum Beispiel im schönen Erzgebirge:

Die regionale sächsische Tageszeitung „Freie Presse“ titelt:
Schwarzenberger Türmer hält an Ritual fest (ein Klick! auf die Überschrift führt euch direkt zum Artikel).

Schwarzenberg ist nämlich eine weitere deutsche Stadt, in der historische Brauchtümer hochgehalten werden. Der Kollege Gerd Schlesinger hat sein Spezialinteresse Glocken sehr konsequent in sein Leben integriert. Auf der Internetseite „Türmer der Stadt Schwarzenberg“ (Klick!) heißt es, bereits als Kind sei er Läutejunge gewesen und habe Glocken gesammelt. Er wurde Küster und schließlich Campanologe – Glockenkundiger/-sachverständiger! Als solcher ist er sicher der perfekte Gästeführer im historischen Türmer-Ornat.

Getroffen habe ich ihn noch nicht, aber viel gelesen. Im oben erwähnten Artikel heißt es:

Er sei in diesen Tagen schon mehrfach gefragt worden, ob er trotz der Corona-Krise am Sonntag zur gewohnten Zeit wenigstens die Friedensglocke auf dem Fichtelberg läuten werde. Darauf hat Schwarzenbergs Türmer Gerd Schlesinger stets geantwortet: „Ich wüsste nicht, warum wir das Läuten einstellen sollten. Gerade in der Zeit, in der viele verunsichert und ängstlich sind, sollte sie länger und öfter läuten als sonst. Die Glocke läutet für Frieden und Freiheit, sie läutete gegen Hass und Gewalt, und sie mahnt die Menschen zu Ruhe und Gebet. Das ist die Aufgabe dieser Glocke, dafür haben wir sie geweiht.“ Gerade weil dies in der aktuellen Situation wichtig sei, werde die Glocke weiterhin sonntags und stets zweimal hintereinander klingen. „Die Glocke hängt im Freien, das Plateau des Fichtelbergs bietet viel Platz für ausreichend Abstand zueinander“, so Schlesinger.

Glocke klingt auf dem Fichtelberg, in: Freie Presse vom 21.3.2020

Wer wissen möchte, wie diese Friedensglocke (die höchstgelegene Großglocke Deutschlands!) auf dem Fichtelberg klingt, kann dies auch virtuell hören, auf der Seite „Glockenklänge“ (Klick!) steht geschrieben, Türmer Gerd Schlesinger habe die Glocke 2009 „als Denkmal der Einheit Deutschlands (…) und für Frieden, Einigkeit, Gerechtigkeit und Liebe“ initiiert.

Wunderschöne Idee und Durchführung, ich schreibe die Stadt Schwarzenberg auf meine Liste der zu besuchenden Orte meiner „Tour des tours“ – zumal der Türmerkollege auch ein Horn hat UND sogar ruft, das kannte ich bisher nur aus dem schönen Nördlingen! Ich freue mich schon aufs Reisen après Corona.

Blick vom Lambertikirchturm auf den Paulusdom und Überwasser

Herzliche Grüße aus Münsters Türmerstube auf der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti nach Schwarzenberg – und an euch alle, die ihr meinen Zeilen und meinem Spezialinteresse eure Zeit widmet, danke dafür! Munter bleiben!

Eure Türmerin von Münster.