Das dritte Lichtlein brennt…

…in längst vergangenen Zeiten war es auch im Münsterland üblich, dass der Bräutigam seiner zukünftigen Frau sogenannte Minnegaben mitbrachte. Nützliche Zauberdinge, Kleinode, Schönheitspreise, bei sehr wohlhabenden Bräutigamen sogar Land und auch Menschen (Dienstboten) waren Arten von Minnegaben, die in historischen Zeugnissen genannt werden.

Minne meint in diesem Zusammenhang nicht länger das mittelalterliche Wort für Liebesbeweise in Poesieform von Rittern an (meist) verheiratete Frauen, wie es die landläufige Vorstellung des Otto Normalmittelaltermarktbesuchers darstellt, sondern eine tatsächliche konkrete Liebesgabe zwischengeschlechtlicher Liebender…


Wir befinden uns im Jahre 1630 irgendwo im Münsterland, und Georg schenkt seiner Braut Agnes etwas ganz besonderes zum Neuen Jahr: Ein Waffeleisen! Darauf steht geschrieben:

„DEISEN KOKEN VEREHRE ICH DICH / EIN GELUEKSELIGES JAR WUNSHE ICH DICH!“

(Quelle: Religio Museum Telgte)

Dieses historische Waffeleisen hatte mit dem uns heute gebräuchlichen nur das Wabenmuster gemein – es wog allerdings mehrere Kilogramm und musste mit einer Zange über das Feuer gehalten werden (bzw. war an einer langen zangenartigen Eisenstange befestigt), potzblitz! Ein Kraftakt!

Erst ab dem 19. Jahrhundert gab es handlichere Waffeleisen, die sich direkt auf dem Herd einsetzen ließen.

Waffeln und Eisen aber sind bereits seit ungefähr dem 9. Jahrhundert nachgewiesen.

Quelle: Andreas Eiynck über Neujahrskuchenbacken in: Alltagskultur im LWL-Blog, Klick!
Neujahrskuchenbacken auf dem Hof Lünnemann in Burgsteinfurt um 1930.

Bis heute sehr beliebte Advents- und Neujahrswaffelchen, von Ort zu Ort anders genannt, werden noch im heißen Zustand gerollt: Röllekes, Neujährchen, Hippen, Eiserkuchen… die Gebrüder Grimm nannten sie erstmals „wafeln“ (im Wörterbuch von 1854).

Flache dünne Waffeln mit filigranem Wabenmuster, mit einem hölzernen Horn zu Rollen geformt, sind in Blechschachteln sehr lange haltbar und lecker und lassen sich so auch spontanem weihnachtlichen Besuch jederzeit anbieten, gefüllt oder ungefüllt. Praktisch.


Liebe geht ja sprichwörtlich und bekanntlich durch den Magen,
ein Waffeleisen, verbunden mit einem guten Wunsch für’s neue Jahr,
das ist schon was Feines, alles richtig gemacht, Georg! 🙂

…findet mit den geluekseligsten Wünschen für den Dritten Advent

Eure Türmerin von Münster.