Das dritte Lichtlein brennt…
…in längst vergangenen Zeiten war es auch im Münsterland üblich, dass der Bräutigam seiner zukünftigen Frau sogenannte Minnegaben mitbrachte. Nützliche Zauberdinge, Kleinode, Schönheitspreise, bei sehr wohlhabenden Bräutigamen sogar Land und auch Menschen (Dienstboten) waren Arten von Minnegaben, die in historischen Zeugnissen genannt werden.
Minne meint in diesem Zusammenhang nicht länger das mittelalterliche Wort für Liebesbeweise in Poesieform von Rittern an (meist) verheiratete Frauen, wie es die landläufige Vorstellung des Otto Normalmittelaltermarktbesuchers darstellt, sondern eine tatsächliche konkrete Liebesgabe zwischengeschlechtlicher Liebender…
Wir befinden uns im Jahre 1630 irgendwo im Münsterland, und Georg schenkt seiner Braut Agnes etwas ganz besonderes zum Neuen Jahr: Ein Waffeleisen! Darauf steht geschrieben:
Dieses historische Waffeleisen hatte mit dem uns heute gebräuchlichen nur das Wabenmuster gemein – es wog allerdings mehrere Kilogramm und musste mit einer Zange über das Feuer gehalten werden (bzw. war an einer langen zangenartigen Eisenstange befestigt), potzblitz! Ein Kraftakt!
Erst ab dem 19. Jahrhundert gab es handlichere Waffeleisen, die sich direkt auf dem Herd einsetzen ließen.
Waffeln und Eisen aber sind bereits seit ungefähr dem 9. Jahrhundert nachgewiesen.
„In die Wangen der Zangeneisen gravierte man Motive ein, vor allem Jahreszahlen, Namen und Initialen. Diese drückten sich als Muster in die Neujahrskuchen. Die Buchstaben waren spiegelverkehrt angebracht, damit sie auf den Kuchen auch lesbar waren. So konnte der Beschenkte erkennen, von wem er die Kuchen bekommen hatte und vergleichen, welche am besten schmeckten.
In katholisch geprägten Regionen wie dem Münsterland oder Emsland waren Kucheneisen mit religiösen Darstellungen beliebt. Ein häufiges Motiv auf ‚katholischen‘ Eisen ist das IHS-Zeichen, das Symbol der Jesuiten und der Gegenreformation. Eigentlich handelt es sich um die griechische Abkürzung für den Namen Jesu, aber populär war die Deutung: Jesus, Heiland, Seligmacher. Das Symbol ‚Lamm Gottes‘ findet sich ebenfalls auf vielen Kucheneisen. Auch Darstellungen der Geburt Christi, der Heiligen Drei Könige und weiterer Heiliger waren auf Kucheneisen in katholischen Gegenden beliebt. Unübersehbar ist dabei der Zusammenhang mit den katholischen Festen in der Advents- und Weihnachtszeit.“
Quelle: Andreas Eiynck über Neujahrskuchenbacken in: Alltagskultur im LWL-Blog, Klick!
Bis heute sehr beliebte Advents- und Neujahrswaffelchen, von Ort zu Ort anders genannt, werden noch im heißen Zustand gerollt: Röllekes, Neujährchen, Hippen, Eiserkuchen… die Gebrüder Grimm nannten sie erstmals „wafeln“ (im Wörterbuch von 1854).
Flache dünne Waffeln mit filigranem Wabenmuster, mit einem hölzernen Horn zu Rollen geformt, sind in Blechschachteln sehr lange haltbar und lecker und lassen sich so auch spontanem weihnachtlichen Besuch jederzeit anbieten, gefüllt oder ungefüllt. Praktisch.
Liebe geht ja sprichwörtlich und bekanntlich durch den Magen,
ein Waffeleisen, verbunden mit einem guten Wunsch für’s neue Jahr,
das ist schon was Feines, alles richtig gemacht, Georg! 🙂
…findet mit den geluekseligsten Wünschen für den Dritten Advent
Eure Türmerin von Münster.
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