Im Monat April finden wieder zwei neue Bücher den Weg in die Türmerstube auf St. Lamberti:
1.) Gertrud von le Fort, Der Turm der Beständigkeit.
2.) O. W. Müberlin, Heini und die Belagerung von Jerusalem.
1.) Das erste Buch verdanke ich dem Tipp meines sehr geschätzten Kollegen K.-O. Nagorsnik, seines Zeichens u.a. als Der Jäger („Gefragt, gejagt“, ARD) aus dem TV bekannt – und ansonsten in unserer schönen Stadtbücherei Münster (Klick!) tätig.
Da der Kollege so gut wie alles weiß, wusste er auch noch von einer Erzählung, die einen Turm beinhaltet, und die ich noch nicht kenne.
Die Autorin Gertrud von le Fort kam zur Welt als Gertrud Auguste Lina Elsbeth Mathilde Petrea Freiin von le Fort, und zwar am 11. Oktober 1876 in Minden; sie verstarb am 1. November 1971 in Oberstdorf.
Wikipedia sagt:
Nach Erwerb eines Hauses lebte Gertrud von le Fort seit 1922 in Baierbrunn bei München. Sie suchte, stark von der katholischen Kirche angezogen, in ihren religionsphilosophischen Studien Klärung ihrer konfessionellen Zugehörigkeit, veröffentlichte den Gedichtzyklus Hymnen an die Kirche (1924) und konvertierte 1926 in Rom zur katholischen Kirche.
(…) Ihre Vorstellungen von einem „christlichen Heiligen Deutschen Reich“ und dem Katholizismus standen in krassem Gegensatz zur Ideologie des Nationalsozialismus.
(…) Im Zentrum ihrer Romane, Novellen, Erzählungen und Lyrik stehen Glaubensfragen in meist historischen Stoffen; die römisch-katholische Kirche erscheint als Mittlerin und als sittliche Ordnungsmacht. In ihrem Werk geht es von le Fort um die persönliche Glaubensentscheidung, um den Sinn von Leid und Opfer, um die Auseinandersetzung der Kirche mit Unglauben und menschlicher Schwäche sowie um psychologische Darstellungen seelischer Entwicklungen, besonders der Frauen.
Die Literaturgesellschaft Gertrud-von-le-Fort e.V. (Klick!) weiß:
Im Sommer 1953 war Gertrud von le Fort in Begleitung ihrer Sekretärin zusammen mit dem Ehepaar Claude und Peter Schifferli in die Provence gereist und hatte u.a. auch Aigues Mortes und den „Tour de Constance“ besucht. Vier Jahre später, 1957, erschien im Insel Verlag die Novelle „Der Turm der Beständigkeit“.
Um was für einen Turm handelt es sich also bei dem Turm der Beständigkeit, dem Tour de Constance?
Im Text wird er so beschrieben:
Inzwischen waren sie dicht an den Turm der Beständigkeit herangekommen. Er reckte sich steil, fensterlos und erschreckend hoch in den stillen, silberbleichen Himmel, so als habe er sich bewußt von der einstellten Landschaft losgerungen zum Anblick des freien Meeres. Hatte dieser Turm, wie sein Name behauptete, den Wandel der Zeiten nicht mitgemacht, und war also der Kaplan im Recht, wenn er behauptete, dass auch sein heutiger Zweck den hochfliegenden Geist der Kreuzzüge bestätige – barg nicht die Spitze dieses Turmes immer noch das Sanktuarium des heiligen Ludwig?
Die vollständige Literaturangabe:
Gertrud von le Fort, Der Turm der Beständigkeit. Insel Verlag, Wiesbaden 1957 – auch in: Die Erzählungen, 1967, S. 490 ff. (in Nördlingen gedruckt bei Georg Wagner)
2.) Das zweite Buch begegnete mir zufällig in diesem Internet, von dem immer die Rede ist.
Wer O. W. Müberlin ist, konnte ich jedoch nicht in Erfahrung bringen, nur diese Beschreibung bei Amazon:
O. W. Müberlin zählt zu den wenigen westfälischen Heimatdichtern mit kosmopolitischem Anspruch, die es wirklich verdienen, ernstgenommen zu werden.
Vielleicht liest der mysteriöse Autor ja mein Blog und meldet sich mal?
In der E-Book-Anzeige mit dem Titel „Heini und die Belagerung von Jerusalem“ ist der dunkle Umriss des St. Lambertikirchturms prominent gegen den Himmel abgebildet:
Die Jerusalem-Anspielung lässt den Münster-Auskenner und die Münster-Bescheidwisserin sofort an das Neue Jerusalem denken – so nannten die Zeitgenossen der Täuferbewegung die Stadt Münster, Jan van Leiden krönte sich als König der Letzten Tage – der gleichnamige ZDF-Film mit Mario Adorf, Christoph Waltz u.a. ist sicher auch bekannt – mehr dazu weiß die Suchmaschine eurer Wahl.
Laut Beschreibung sind wir in dem Buch hier jedoch mitnichten im 16. Jahrhundert, sondern in unserer Zeit, denn der Protagonist Heini ist Sachbearbeiter beim Bürgeramt im Stadthaus 1. Ein Kollege also! Na so was!
Weiter heißt es:
Ursprünglich war Heini auf eine akademische Karriere aus, doch ein Nervenzusammenbruch, der von den Massenmedien weidlich ausgeschlachtet wurde, hat diese Hoffnung zunichte gemacht. Seither schlägt Heini sich eher schlecht als recht durchs Leben, unter anderem, indem er übermäßig Sport treibt, eher mittelmäßig Skat spielt und unmäßig Bier trinkt. Als Heini die Gelegenheit sieht, mit einem bösartigen Stadtsoziologen abzurechnen, den er für seinen Zusammenbruch verantwortlich macht, zögert er nicht.
(Quelle: amazon.com)
Ein Rezensent meint: „Dieses Buch ist ein voller Erfolg, eine gelungene Mischung aus Tragödie, Krimi und Komödie.
Der „kleine Beamte“, der gemobbt wird, durchdreht, sich rächt und schließlich zum Helden wird.“
Ich bin gespannt, wie viel Münster hier drinsteckt…
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