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Der Englisch-Leistungskurs in Sachsen und die Türmerin von Münster

Der Titel wirkt einigermaßen kurios – und die Geschichte dahinter ist es auch. Und genau solche Geschichten sind pures Historytainment, feine Sache!

Es begab sich also zu einer Zeit vor ein paar Jahren, da erschien in einer deutschen Zeitung mit Online-Ausgabe ein Artikel über die Türmerin von Münster…

… darin war zu lesen, was dieses mittelalterliche Brauchtumspflege-Amt historisch bedeutete, und was es heutzutage noch so attraktiv macht.

„… in einem Spannungsfeld zwischen Brauchtum, Nostalgie und Tourismusmarketing …“

Didem Ozan, Die Türmerin von Münster, in: Zeit Online vom 10. August 2018

Wiederum eine Weile darauf wurden in Deutschland Abitur-Klausuren geschrieben. In Nordrhein-Westfalen genau wie in Sachsen. In einem Englisch-Leistungskurs in einem Gymnasium bei Leipzig lasen die Schülerinnen und Schüler folgende Aufgabe:

„Your Australian exchange partner is working on a school project „Working in Traditional Jobs in a Modern World“ and has asked you for some information from Germany.
Using the example of the current tower keeper in Münster as found in the article below, write an email to your exchange partner, outlining how traditional and modern elements are combined in this job.“

Aus der Schriftlichen Klausur für das Abitur eines Englisch-Leistungskurses in Sachsen 2020

Die Schülerinnen und Schüler sollten also anhand des erwähnten (und der Klausur beiliegenden) ZEIT Online-Artikels eine E-Mail an einen fiktiven australischen Austauschpartner schreiben – auf Englisch – in der sie auf die traditionellen und modernen Elemente dieser sehr besonderen Tätigkeit der Türmerin von Münster eingehen. Die Türmerin als Symbol eines Berufs aus alten Zeiten mitten in unserer aktuellen wilden Gegenwart – gefällt mir! 👍

Damit ist diese Geschichte aber noch nicht an ihrem Ende. Denn eine Englischlehrerin, deren Klasse genau diese Aufgabe bekam, war daraufhin ziemlich begeistert von Münster und plante sogleich eine Reise, um das traditionelle Friedens-Tuten vom Lambertiturm einmal selbst zu erleben. 

Es sollten noch Widrigkeiten dazwischenkommen – Corona, ein gebrochener Fuß, dies das Ananas – doch dann! Dann war es soweit. Und weil Versuch bekanntlich kluch macht, schrieb die besagte sächsische Englischlehrerin flugs die Türmerin von Münster an und erwähnte, dass sie mit einer befreundeten Kollegin anreisen würde… 

Und so wie sich andernorts Fuchs und Hase Gute Nacht wünschen, trafen sich am Lambertikirchplatz Englischlehrerinnen und Türmerin, um über diese kuriose Abitur-Klausur-Aufgabe, deutsche West- und Ost-Geschichte, das Leben an sich, die Brauchtumspflege von Türmern im Speziellen und echte Münster-Insidertipps zu sprechen.


Ich freue mich sehr über das Interesse an meiner Wahlheimat und wünsche D. und F. und allen anderen Gästen Münsters eine tolle Zeit! Gerade im 375. Jahr des Westfälischen Friedens sind mir Begegnungen wie diese beschriebene sehr willkommen. 

Glückauf! Eure Türmerin von Münster.

2 Kommentare

  1. derbaum

    schöne geschichte! sollte es viel mehr geben! grüsse aus sachsen!

    • Türmerin

      Herzliche Grüße nach Sachsen! 🙂

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