direkt vom turm gebloggt

Kuriose Turmfunde

Man glaubt’s ja nicht –
in 60-70 Meter Höhe
findet man als Türmerin so dies und das,
zwar ist nicht alles Kunst,
einiges kann auch weg, aber
meistens ist’s doch fein!

Von kuriosen Turmfunden

möchte ich euch hier berichten!

Herzballons

KURIOS No. 1

Dass da oben auf Höhe der Türmerstube irgendetwas Rotes flattert, sehe ich schon bei meiner Ankunft abends an St. Lamberti. Ich schaue nämlich gerne den schönen Turm hinauf und freue mich auf die Turmzeit dort oben.

Da flattert also etwas – was, ist nicht erkennbar vom Drubbel aus. Also stapfe ich zwei Stufen vor dem Turm und 298 Stufen innerhalb des Turmes hoch, schließe die Außentür zur Galerie auf und sehe:

Einen erschlafften Ballon, man ahnt noch die ehemalige Herzensform. Das Bänzel hat sich am Blitzableiterröhrchen verfangen. Ein Herzballon! Für mich? Wer macht denn so was? Doch nee, guck an, eine zerknitterte Karte ist auch dran, und da steht: Liebste Hatice! Es…

Das Kärtchen ist leider an dieser Stelle zerrissen, doch eine E-Mail-Adresse am Rand ist noch entzifferbar. Ich habe die Auffindesituation an die Adresse geschrieben und etwa 15 Minuten später kommt schon eine Antwort:

Es antwortet ein Geschenkeladen, der Mitarbeiter kann den Namen direkt zuordnen, weil es um seine Nichte geht: Der Ballon war – ursprünglich mit Helium und Bonbons befüllt – ein Geburtstagsgeschenk für ein 5jähriges Mädchen (Hatice), ist diesem jedoch leider aus der Hand entglitten und fortgeflogen, gone with the wind, und nun kommt’s:

Das Ganze passierte nicht etwa in Münster, sondern in Emsdetten! Chapeau, weit gekommen, der Ballon (ca. 30 km). Bonbons waren übrigens leider keine mehr zu finden (habe extra überall auf dem Turm nachgeschaut).
Liebe Grüße noch mal an dieser Stelle an Hatice 🙂


Rentiermütze

KURIOS Nr. 2

Erst beim dritten Rundgang (22 Uhr) bemerke ich, dass auf eine der Türklinken eine Rentiermütze (Strickmütze mit Rentiergeweihaufnähern) gestülpt ist. Zur Situation: Ich gehe ab 21 Uhr jede halbe Stunde im Uhrzeigersinn auf einer Außengalerie um den Turm herum (kurz unterhalb des Spitzhelmes), schaue über die Stadt und tute ein Friedens-(oder selten: Alarm-)Signal. Es gibt 4 Türen, die von der Galerie ins Turminnere führen. Um eine dieser Türen geht es hier.

Ich inspiziere die Mütze. Akkurat auf die Türklinke gestülpt. Die Geweihteile ragen nach links und rechts. Schaut aus wie ein Unikat, selbstgestrickt. Unter normalen Umständen würde ich sagen: Hat wohl jemand verloren und ein Finder oder eine Finderin hat die Mütze dort deponiert, wo man sie leicht wiederfinden könnte.

Aber wer verliert schon Mützen hier oben auf dem Turm? Und wer findet herren-/frauenlose Mützen und deponiert sie auf Türklinken? Fragen über Fragen.

Darüber denke ich den Abend über nach, auch darüber, ob und wie ich jetzt handeln sollte, ich beschließe, eine Nacht darüber zu schlafen. Am nächsten Abend meines Turmdienstes schaue ich nach der Rentiermütze: Sie ist weg. Hat der Besitzer oder die Besitzerin sie wohl doch wiedergefunden und mitgenommen.

Ich denke mittlerweile, dass ich diese Episode
vielleicht doch auch nur geträumt haben mag.
Inspiration für einen Rentiermützenblues in A-Dur
ist es allemal…


Advent in der Türmerstube 2020

Es bleibt spannend…

Jetzt wüsste ich natürlich noch gerne, ob der Weihnachtsmann (oder das Christkind?) trotz der Corona-Pandemie nach Münster kommt, und falls ja, ob ein Zwischenstopp am Turm von St. Lamberti möglich wäre.

Für die Rentiere habe ich vorsorglich eine Kiste Mineralwasser ohne Kohlensäure vorrätig, welches dann, wenn nötig, zum komfortableren Trinken in einen Eimer gekippt werden kann.

Für Weihnachtsmann oder Christkind lerne ich gerade noch ein paar Gedichte auswendig, möchte ja einen guten Eindruck machen bei der Gelegenheit.

In jedem Fall werde ich selbstverständlich auch am Heiligen Abend und den Weihnachtstagen oben in der Türmerstube auf St Lamberti meine Dienstzeit verbringen, zuverlässig über die Stadt wachen und idealerweise nur Friedenssignale tuten. Darauf freue ich mich jedes Jahr, in dem kein Feiertag auf einen Dienstag fällt (weil ja der Dienstag der turmfreie Tag ist); und auch in diesem Jahr, denn besinnlich wird es hier oben sowieso. Mit Gebäck, (LED-)Kerzen, einem Räuchermännchen und dem wohl besten Ausblick auf die beleuchteten Bäume und Gebäude der Stadt Münster.

Und singen werde ich,
hier ist es erlaubt und ungefährlich,
just me, myself & I.
Es gibt so tolle Weihnachtslieder!!!

Ich denke an euch und hoffe,
eure Weihnachtszeit ist ähnlich stimmungsvoll
und ihr bleibt gesund und munter.
Allen, denen es nicht gut geht,
wünsche ich stabile Genesung
und möglichst keine Komplikationen.
Ich tute für euch.

Eure Türmerin von Münster.

4 Kommentare

  1. Hannes Demming

    Gued schriewen, laiwe Törnerske. Sas bedankt sien. De Ballongeschichte gait to Hiärten, un de Sake med de Müske is räödselhaftig. To Middewinder beste Kumpelmenten, un för dat niee Jaor altied sat Puuste und Kraft in’n Foot. Winkewinke mäk de Olle uut Pluggenduorp.

  2. Ute Räse

    Ich wünsche ihnen auch ein friedvolles Weihnachtsfest 🎄in dieser besonderen Zeit und ein ein schönes neues Jahr 🎉mit Gesundheit und 😇Zufriedenheit. Hoffen wir mal dass es nächstes Jahr um diese Zeit besser ist und wir noch um diese Zeit übern Weihnachtsmarkt schlendern und zu ihnen hochschauen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.☘️
    Ho ho ho🎅🏼
    Ihre Ute aus Hamm- Heessen

  3. Hans Pries

    Wir haben gerade den tollen Bericht in unserer Tageszeitung, dem Holsteinischen Courier in Neumünster, gelesen und den süßen spannenden Blog genossen. Sehr sportlich von Ihnen, da immer die 2 Außen- und 298 Stufen hinauf und wIeder hinunter zu laufen. Respekt!!! Herzliche Grüße aus dem hohen Norden.

    • Türmerin

      Herzliche Grüße direkt aus der Türmerstube in Münster nach Neumünster 🙂

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