Moondog war ein mit 16 Jahren erblindeter Straßenkünstler, der in Braille komponierte, und eigene Perkussion-Instrumente (z.B. die Doppeltrommel Trimba) und eine eine pyramidal-symmetrische, numerologisch-esoterische Kompositions- und Musiktheorie erfand („Overtone Continuum“), lange Zeit an einer Ecke der 54sten Straße / Sixth Avenue in Manhattan stand und vor seinem Tode (†1999) in den 70ern nach Münster zog…

… Ilona Goebel (später Sommer) nahm Moondog (eigentlich Louis Hardin) unter ihre Fittiche (er sagte über sie: „She is my eyes“). Das Grab der beiden befindet sich auf dem Münsteraner Zentralfriedhof – übrigens immer einen Ausflug wert!

Das Grab von Moondog und Ilona Goebel (Sommer)
Das Grab von Moondog und Ilona Sommer, geb. Goebel auf dem Zentralfriedhof in Münster

Der Friedhof ist ECHT groß, ihr habt viele Tote hier in Münster, unter anderem Moondog…
plauderte Veit Sprenger heute im Rahmen des internationalen Festivals für Theater, Tanz, Performance und Film
FLURSTÜCKE .019 (Klick!)
auf dem mobilen Klangmaschinenkunstwerk.

Marimba am Klangwunderautomaten von Moondogging Thies Mynther und Veit Sprenger
Foto: m-ART-je

FLURSTÜCKE .019 und Moondog –
Was hat es damit auf sich?

Das Programm der Flurstücke .019 gibt es auch in gedruckter formschöner Form z.B. bei meinen Kolleg*innen der Münster Information am Syndikatplatz. Das internationale Festival für Theater, Tanz, Performance und Film im Stadtraum Münster findet statt vom 20. bis 23. Juni 2019!

„2019 jährt sich der Todestag des Ausnahmemusikers Moondog zum zwanzigsten Mal. Moondog, der sowohl in den USA als auch in Deutschland als Straßenkünstler, mobiler Poet und Instrumentenbauer aktiv war, ist bis heute ein wichtiger Einfluss in der zeitgenössischen Kunst. Zu seinen Ehren entwickeln der Komponist Thies Mynther (auch bekannt von Phantom Ghost, Superpunk, Stella) und der Theatermacher Veit Sprenger (Showcase Beat Le Mot) eine interventionistische Musikmaschine: Die Moon Machine wird beim Festival Flurstücke erstmals in Betrieb genommen – eine mobile Musikinsel, eine Bricolage mit pneumatischen Instrumenten und mechatronischen Klangautomaten,Sonnenschirm, Signalhörnern und akustischen Kollisionswarngeräten. Mynther und Sprenger erkunden die Welt Moondogs mit einer Auswahl seiner Werke, eigenen Melodien, Gedichten und Experimenten mit seinen Erfindungen wie der Trimba oder den Dragon’s Teeth.

Thies Mynther, Artist: Klick!
Kompositionen: Moondog
Konzept, Text, weitere Songs:
Thies Mynther (Berlin) und
Veit Sprenger (Hamburg)
Bauten:
Hans Salomon, Rainer Holthues, Meik Bauer
Mechatronische Instrumente: Tobias Euler

Eine Koproduktion von This Machine Kills und Theater im Pumpenhaus Münster.
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste.
Foto: m-ART-je 2019

Großartig, wie die verschiedenen Installationen des mobilen Klangwunderautomaten und die Gesänge und Instrumente der beiden Künstler zusammen klingen. Die eigens kreierte Hommage an Moondog mit den Zeilen „Moondogging in the month of June“ hat ein wunderschönes moondogeskes Marimba-Pattern; und bei der Moondog-Komposition „The bird‘s lament“ greift Veit Sprenger zur Geige („Das Stück ist echt schwer für jemanden, der gar nicht Geige spielt wie ich!“), dabei ist es ursprünglich für mehrere Saxophone geschrieben worden.
Beim Beginn eines weiteren Songs rettet Thies Mynther schnell noch den Klang: ein Xylophon hatte sich auf den „Transpose“-Knopf eines Keyboards gelegt und kurzzeitig irritierende Quinten dazugemischt, die Moondog so gar nicht vorgesehen hatte – das kann passieren bei einem Live-Event.

Alles supersympathisch und superästhetisch, der selbstgebaute Klangwunderautomat bezieht sich auf die exzentrische Wikinger-Phase von Moondog, und so setzt sich Veit Sprenger denn auch einen handgeklöppelten Pappmaché- Hörner-Hut auf.

Foto am Klangwunderautomaten von Thies Mynther und Veit Sprenger: Moondog mit Wikinger-Outfit

Und dann zieht die kurzweilige Performance schon weiter die Ludgeristraße entlang Richtung Rathaus:

Weiter geht‘s mit Thies Mynther, Veit Sprenger und MOONDOGGING beim Festival Flurstücke .019!

Links:
Thies Mynther, thiesmynther.com
Veit Sprenger, showcasebeatlemot.de
Flurstücke Münster, fluerstuecke.com
Moondog, moondogscorner.de


FUNFACT:
Moondog hat übrigens mit dem großartigen Stephan Eicher unter anderem das älteste überlieferte Schweizer Volkslied „S‘Vreneli ab em Guggisberg (Guggisberglied)“ aufgenommen, und die Türmerin von Münster hat genau dieses Stück als Grundlage für ihre Interpretation von „Türmers Nachtgesang“ genutzt, jetzt ganz frisch auf CD erschienen, mehr dazu auf meiner Künstlerinnen-Seite (Klick!) 😀