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Türmer von Münster – ein Blick in vergangene Zeiten

In Hitze und Kälte, Regen oder Stürmen stehen die Türmer von Münster immer auf ihrem Posten auf der katholischen Stadt- und Marktkirche St. Lamberti, sie sind eingesetzt vom Rat der Stadt und haben vielerlei Aufgaben auf dem Turme – jetzt wo es gen Winter geht, werfen wir einen Blick in vergangene Zeiten:

 Da ist natürlich zuerst das verantwortungsvolle Ausschauhalten nach Feuern und Feinden, eine Tagwache löst die Nachtwache jahrhundertelang ab. Wird des Tages eine Schalmei geblasen, sind es die Hornstöße, die in der Nacht von Frieden oder Gefahr künden.

 Ständige Wachsamkeit besonders in Kriegszeiten ist lebenswichtig, wenn aus Hecken und Büschen im Vorlande feindliches Volk unversehens zu Fuß oder zu Rosse durch die Stadttore drängt.

 Während des Dreißigjährigen Krieges gibt es offenbar die Anordnung, Verdächtige durch einen Trommelwirbel anzuzeigen. Außerdem steht ein weiterer Wachposten oben auf der Überwasserkirche.

 Außerdem wichtig: die Wartung und Bedienung eines Glockenspiels (1549 schriftlich erwähnt, Mitte des 19. Jahrhunderts leider wieder abgeschafft).

 Die Brandglocke („Die Schreckliche werde ich genannt…“ Klick!) und auch die Totenglocke zu Hinrichtungen armer Sünder muss geschlagen werden.

Rats- und Brandfglocke von 1594
Die Rats- und Brandglocke auf St. Lamberti

 Verzeichnet sind z.B. über 200 Einsätze der Totenglocke zwischen 1550 und 1660…

 Aber auch das Angelusläuten ist lange Zeit Aufgabe der Türmer auf St. Lamberti. Der französische Maler Jean-François Millet hat im 19. Jahrhundert eine ländliche Szene gemalt, die so ähnlich auch ins Münsterland passt, eine Frau und ein Mann im Gebet Engel des Herrn versunken – zum Angelusgeläut des Turmes im Hintergrund:

Das Angelusgeläut
L‘Angelus, Jean-François Millet – 1857/1859 – Orsay

 Die Münstersche Zeitung schreibt wunderbar poetisch
über den städtischen Türmer auf St. Lamberti:

 Längst hat die moderne Zeit (…) seine Obliegenheit auf das Stundenblasen beschränkt. Zwar kündet ein (elektrisch getriebenes) Uhrwerk weithin hörbar die nächtlichen Stunden an, aber wieviel eindrucksvoller erleben wir doch ihren Ablauf durch den mit dem menschlichen Hauch geformten, vollen und warmen Ton des Wächterhorns, um wieviel tröstlicher gibt er die Gewißheit, daß statt der Maschine ein Mensch die Zeit der schlafenden Stadt behütet.

Münstersche Zeitung, 1./3. Mai 1958

 So ist es, meine Freund*innen, so ist es…
auch heute noch!
#tutentutgut 😉

2 Kommentare

  1. Jörg Hessel

    Das Millet-Gemälde des Angelusläutens schätzte der Surrealist Dali offenbar sehr. Versatzstücke aus diesem Bild tauchen in mehreren Dali-Werken auf.

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