Nacht für Nacht schaue ich über die Stadt Münster. So wie alle meine Vorgänger, die städtischen Türmer auf St. Lamberti, seit dem 14. Jahrhundert oder gar noch früher.

Und jede Nacht sieht es etwas anders aus – Sonnenuntergänge, das schwindende Licht des Herbstes, die sich weiterentwickelnden Baustellen, Ereignisse und mehr oder weniger Trubel; immer gibt es etwas zu entdecken.

Besonders gerne schaue ich in den Himmel und freue mich über die Sternkonstellationen und sonstigen Himmelskörper; der Mars ist nun schon eine ganze Weile richtig hell und deutlich über Wolbeck zu sehen.

Meine App gibt mir Hinweise, wo etwas zu sehen ist; Sternschnuppenpotential: und schwups, einen Herzenswunsch gewünscht. Der Große Wagen schwebt schwerelos über der Apostelkirche. Capella gibt den Diskostern und wechselt schnell die Farben (darauf hat mich nicht die App sondern der Johannes aufmerksam gemacht, danke dafür!).

Und so steh ich hier und schau umher, staune viel und immer mehr – und dann bleibt der Blick an der Dominikanerkirche hängen.

Ein neues Lichtkonzept setzt sie wunderschön in Szene; frisch profaniert leuchtet sie außen und innen.

Dominikanerkirche, beleuchtet, bei Nacht
Foto-Copyright by m-ART-je

Die ganze Nacht. Moooooooment! Wieso leuchtet sie denn des nächtens? Habe wir etwa zu viel Strom? Oder vergisst da jemand das Lichtausschalten?

Mitnichten! Das ist Absicht und sinnvoll: Denn im Inneren pendelt ja des Künstlers Pendel von der Kuppel! Eine Webcam streamt das Pendeln live in unsere Wohnzimmer und Schlafzimmer, und nachts in der Dunkelheit braucht das Pendel natürlich Licht, um gesehen zu werden – „Europas schönste Bahnstrecken“ war gestern, heute schaue ich bei Einschlafproblemen dem Pendel in der Dominikanerkirche beim Pendeln zu!

Hier ist der Link zur Webcam: Klick! – probiert es aus! Auch perfekt für Exil-Münsteraner*innen in Kanada und so 😉

Und wer sich jetzt eventuell noch frägt: Pendel? Dominikanerkirche? Künstler? Dem sei der Link zu Kirche+Leben ans klopfende Herzchen gelegt, eine schöne Info zu Gerhard Richters „Zwei graue Doppelspiegel für ein Pendel“: bit.ly/RichterPendel, Klick! (dieser Link führt euch zu Kirche+Leben, dem katholischen Online-Magazin). 

Dort ist die Rede von einer Bodenplatte aus Grauwacke, die die Erdrotation abbildet – Erdrotation, klar, das Pendel ist schließlich ein Foucaultsches. Aber Grauwacke? Das ist ein Naturstein, der aus einem Steinbruch in Lindlar im Bergischen Land gewonnen wird – und den kann man besichtigen und sich ggf. direkt seine eigene Bodenplatte mitnehmen, hier der Link zur Firma Quirrenbach, die die Grauwacke-Bodenplatte für unser Pendel verarbeitet hat: Klick! da gibt‘s auch ne schöne Fotostrecke!

Pendel, pendel, pendel…

Foto-Copyright by Brigitte Kappenberg