1.) Gisbert Strootdrees: Am Anfang war die Woort. Flurnamen in Westfalen. Verlag für Regionalgeschichte (vrg), Bielefeld 2017 [Neuauflage: Ardey Verlag, Münster 2018]

2.) Theo Damm: Alte Dörfer im Münsterland. Skizzen aus den Baumbergen.
Aschendorff Verlag, Münster 2012

Turmstubenbücher Februar 2019

Im Februar bin ich wieder historisch unterwegs, fühle mich ein in die Ursprünge der Zusammenhänge von Orts-Bezeichnungen und komme den Orten in den Baumbergen künstlerisch inspiriert näher – meine wundervolle neue Wahlheimat, das Münsterland, wächst mir dabei stetig weiter ans Herzchen!

Gisbert Strootdrees ist der Mann, der mich zum Artikel über ein „Fake-Gebet“ veranlasste (Klick!). Mit dem hier vorliegenden Werk zu den sogenannten Flurnamen Westfalens spricht er erneut mein großes Interesse für Wortherkünfte und geschichtliche Entwicklungen an – alleine der Titel: Am Anfang war die Woort; was für ein grandioses Wortspiel!
Das Buch ist großformatig – leider nichts für die Hosentasche bei einer Leezentour – und es lädt ein zum Stöbern. Es bietet viele Aha-Effekte wie diesen hier:

„(…) Der Straßenname Bült in Münster ist als Flurname schon im 14 . Jahrhundert nachweisbar. Er bezieht sich auf die starke Steigung des Geländes vom Aa-Ufer zur Pfarrkirche St. Lamberti. Denn: Mit dem Wort Bult – oder auch: Bülte, Bülten, Bolte – bezeichneten die Menschen des Mittelalters stets eine Anhöhe, einen Geländeanstieg, aber auch einen kleinen Hügel bzw. einen Haufen Erde. (…)“

Strootdrees 2017, S. 130

Ich erinnere mich noch gut an meine Recherchereisen für meine Abschlussarbeit an der Uni – es ging nach Kassel zum Sepulkralmuseum. Und ich dachte so bei mir: Ohauahauaha, ist das krass hügelig hier. Heute würde ich sagen: Ein Bült kommt selten alleine in Kassel…

Aber zurück ins schöne Westfalenland:

Das zweite Turmstubenbuch in diesem Monat ist von dem Künstler Theo Damm, dessen Leidenschaft für die historisch wertvollen Hauslandschaften von Fachwerkspeichern bis Hallenkirchen sofort überspringt. Von Haus aus Architekt und Baureferent vermittelt er mir auf begeisternde Art und Weise mit seinen Zeichnungen die Schönheit der Landschaft und Objekte – und sensibilisiert für die baukulturellen Werte und ihren Erhalt nicht allein in Skizzen und Aquarell. Es werden allerlei Besonderheiten beschrieben, zum Beispiel das Bronzerelief „Mahnmal gegen Gewalt“ an der Gedächtniskapelle von St. Martinus in Nottuln, die allen Opfern der Kriege gewidmet ist; den Soldaten, den zivilen Opfern und denjenigen, die mit einem klaren „Nein“ zum Krieg ihr Leben aufs Spiel setzten :

„Dieses Relief als Stiftung Nottulner Bürger schuf 1987 der Bildhauer Josef (sic!) Breilmann. Es zeigt – von unten nach oben – drei Szenen: Im unteren Drittel Kain und Abel, in der Mitte die Sündenstrafe durch die Hand Gottes (Mitte oben) über der brennenden Stadt und im oberen Drittel die Erlösung durch den Kreuzestod Jesu. Die mittlere Szene ist allgemein gültig für die Leiden der Menschheit – nicht nur im Kriege.“

Damm 2012, S. 14

Breilmann – der 2018 verstorbene Künstler – hieß allerdings mit Vornamen Rudolf, und er hat im Münsterland so viele, viele Spuren hinterlassen, ich werte es als Zeichen, ihn weiter zu erforschen und zu entdecken, dass er mir hier im Buch von Theo Damm wieder begegnet.
Auszüge aus der Ansprache bei der Trauerfeier für Rudolf Breilmann hat Henning Stoffers auf seiner Seite veröffentlicht: Klick!

Stöbern, lesen, und sobald das Wetter wieder besser geeignet ist für ausgedehnte Leezentouren – ich genieße es sehr, meine neue Wahlheimat auf vielerlei Arten besser kennenzulernen und bedanke mich beim Heimatverein Nottuln, insbesondere bei Hanns Moormann, Markus Wrobel, Ekkehard Wutschke, und bei Gisbert Strootdrees, und last but not least bei Hartwig Homann für eine fundierte und interessante Stadttour zum Thema Rudolf Breilmann in Münster.