Im Juni 2018 nehme ich drei Bücher in die Turmstubenbücherei auf, darunter zwei, in denen es thematisch um das Erinnern und Gedenken geht – allerdings auf unterschiedliche Art und Weise – hier das kritische Hinterfragen um Entstehen und Symbolik von Kriegerdenkmälern, dort die Hintergründe der persönlichen Verdienste und Grabstellen von Münsteraner Berühmtheiten; das dritte Buch ist typisch Münster:

1.) Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt. Münsteraner Erinnerungsorte?

2.) 100 prominente Münsteraner und ihre Grabstätten

3.) Faust, Rumpelstilzchen und andere Seegers


Das erste neue Buch in der Turmstubenbücherei widmet sich einem gerade wieder aktuell zu besprechenden Thema – den Münsteraner Kriegerdenkmälern.

Welche Kriegerdenkmäler stehen in Münster, an was und wen wird dort erinnert, und in welchem Verhältnis stehen sie zu Münsters anerkanntem Selbstverständnis als Friedensstadt?

Werden Inschriften wie „Treue um Treue“ und „Es starben den Heldentod für Kaiser und Vaterland“ heute als Provokation wahrgenommen oder steht der kulturelle Wert der Kriegerdenkmäler über allem?

Gerade wird im Rat der Stadt Münster die Debatte weitergeführt, wie zukünftig pädagogisch und angemessen kritisch mit den vorhandenen Kriegerdenkmälern umgegangen werden sollte / könnte.
Der Rat hat entschieden, die Kriegerdenkmäler oder -Ehrenmale, die an kriegerische Auseinandersetzungen des späten 19. Jahrhunderts sowie den Ersten und Zweiten Weltkrieg erinnern und somit auch das Stadtbild leider mitprägen (wie z.B. das Train-Denkmal am Ludgerikreisel), unter die Lupe zu nehmen.
Das Buch hilft dabei, der Debatte in den Medien und im Gespräch folgen zu können und mitzureden.

Die Autor*innen untersuchen acht unterschiedliche Kriegerdenkmäler auf ihre historische Entstehung, die Ziele der jeweiligen Initiatoren und die symbolische Bildsprache.

Die Einleitung nimmt die Einordnung vorweg:

“Damit hoffen wir, das Bewusstsein für die Fragwürdigkeit mancher Denkmalsinschriften und ihrer Aussagen zu schärfen, denn diese kriegerischen Denkmäler stehen in einem Widerspruch zur Selbstbeschreibung Münsters als Friedensstadt.“

Interessant:

„Ein Großteil der Kriegerdenkmäler in Münster wurde zwischen 1922 und 1930 zur Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe und direkt auf der Promenade…“

Z.B. wird das oben schon erwähnte Train-Denkmal auf der Promenade am Ludgerikreisel beschrieben – und auch der Bezug der letzten Skulptur Projekte 2017 (Skulptur von Lara Favaretto) zu diesem Denkmal der deutschen Kolonialkriege wird erwähnt.

Hinten im Buch befindet sich ein Ausschnitt des Stadtplanes, in den die hier besprochenen Kriegerdenkmäler eingezeichnet sind – perfekt für einen Spaziergang mitsamt dieser Lektüre, ganz im Sinne des lebenslangen Lernens und Historytainments (hier ist damit gemeint: erlebbare, nachvollziehbare Geschichte bzw. auf dem Wege zu einem anderen/besseren Geschichtsverständnis).

Details zum Buch:

Michael Bieber, Alexandra Bloch Pfister, Sabeth Goldemann, Sabine Kittel: Kriegerdenkmäler in der Friedensstadt. Münsteraner Erinnerungsorte? Aschendorff Verlag, Münster 2018 (ein Klick führt euch zur Verlagsseite mit diesem Buch zum direkten Bestellen) 



Der zweite Buch bleibt gewissermaßen entfernt beim Thema: Auch hier wird an Verstorbene und vergangene Zeiten erinnert – allerdings sind es hier konkrete Grabstätten von Menschen, die es in Münster zu einiger Prominenz gebracht haben.

Der Autor Karl Hagemann, Journalist und Autor in Münster, ist in der Welt weit herumgekommen, er ist außerdem Dichter und Karnevalist – und er gehört dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem an.
Was es mit diesem Orden auf sich hat und mehr zu seiner Person erklärt er auf seiner Homepage: Klick!

In seinem Buch über 100 ausgewählte prominente Münsteraner gibt es zu den Hintergrundtexten jeweils ein Foto (oder eine Zeichnung) des beschriebenen Menschen – und ein Foto seiner Grabstätte mit Angabe des Ortes und Gestaltung.

Auch dieses Buch ist dadurch perfekt für einen Spaziergang zu den Grabstätten, die oftmals auch kunsthistorisch und ästhetisch interessant anzuschauen sind.

Friedhöfe gelten stadtplanerisch als Naherholungsgebiete, sie sind Orte der Ruhe – und gerade in Münster halten Friedhöfe viele Sehenswürdigkeiten bereit.

Durch das Buch 100 prominente Münsteraner und ihre Grabstätten lerne ich außerdem wieder einmal mehr über die Münsteraner Stadtgeschichte und solch illustre Leute wie z.B. :

Anton „Tönne“ Vormann, 1902-1993, seines Zeichens Volkskünstler – Komponist, Dichter, Maler, Sprecher, Hörspielautor…. und noch viel mehr. Seine Grabstätte hat er übrigens selbst vor seinem Tode entworfen, Titel: Mittelpunkt der Welt. Standort: Friedhof Wolbeck. Gleich mal im Internet nach dem Lied „Burlala“ suchen (das hat er auf der Bastardlaute gespielt und dazu gesungen)…

Details zum Buch:

Karl Hagemann: 100 prominente Münsteraner und ihre Grabstätten. Ardey-Verlag, Münster 2015 (ein Klick führt euch auf die Verlags-Seite mit diesem Buch zum direkten Bestellen)


Das dritte neue Turmstubenbuch ist das neueste aus der Masematte-Reihe des Wolfgang Schemann, seines Zeichens früherer Lokalchef der Westfälischen Nachrichten.

Man erfährt in diesem neuen Buch mit Illustrationen des WN-Karikaturisten Arndt Zinkant einiges über bekannte Gestalten – Rumpelstilzchen, Goethes Faust, und auch die Silvesterheldin Miss Sophie ist dabei: die alte Kaline beschickert sich an ihrem 90. Geburtstag mit vier Seegers – Kult! Das macht Laune! 

Und wer meiner Leser*innen noch nicht weiß, was Masematte ist: hier gibt’s den Link zum Verlag und zum hier vorgestellten Buch -> 

Wolfgang Schemann: Faust, Rumpelstilzchen und andere Seegers. Literatur & mehr für Masemattenfreier mit Illustrationen von Arndt Zinkant. Aschendorff Verlag, Münster 2018 (Klick!)