Selbstverständlich gibt es ein Fernglas in der Türmerstube. Und selbstverständlich wird es auch benutzt – wenn ich Rauch sehe, muss ich ja schließlich schauen, ob und wo genau es brennt, damit die Kolleg*innen von der Feuerwehr zielgenau zum Löschen fahren können. In jeder gut sortierten europäischen Türmerstube stand oder steht ein Fernglas!

Fernglas St. Stephan

Zeiss-Fernglas des Türmers auf dem St. Stephansdom (Wien) ab 1931 (das Bild hängt in der Türmerstube St. Lamberti)

In einem beliebten Karnevalslied wird allerdings vorm Türmer mit Turmfalkenblick gewarnt:

Es war einmal ein Tutemann
auf dem Lamberti-Turm
der pünktlich blies die Stunden an,
bei Regen, bei Schnee und Sturm
Als einmal schien der Mond so schön
ging der Bürgermeister nach Haus
Da schlug die Uhr vom Turme zehn,
das Tuten jedoch blieb aus
Sogleich stieg er zum Turm hinauf,
die Ursach‘ zu ergründen
und seiner Dienstmagd tat tags drauf
er väterlich verkünden:

(Refrain:)

Kinder, macht die Gardinen zu, wenn ihr zu Bette geht
Weil dort auf dem Lamberti-Turm
ein Mann mit ’nem Fernrohr steht
Stündlich bläst er nach rechts, nach links,
nach hinten und nach vorn

|: doch wenn er grad was Schönes sieht,
schweigt still sein Tutehorn 😐

Macht euch das Dasein nur recht schön
und übt die Lebenskunst
Weil sonst die Jahre euch entflieh’n
wie nutzloser, blauer Dunst!
Drum öffnet allem Frohgenuß,
der Liebe, dem Wein und Humor
der sich euch beut im Überfluß,
recht weit euer Herzenstor!
Und geht am Abend heim ihr dann,
aus schöner, froher Runde
erinnert schmunzelnd euch daran
in nächtlich stiller Stunde…

(Refrain:)

Kinder, macht die Gardinen zu, wenn ihr zu Bette geht
Weil dort auf dem Lamberti-Turm
ein Mann mit ’nem Fernrohr steht

Stündlich bläst er nach rechts, nach links,
nach hinten und nach vorn

|: doch wenn er grad was Schönes sieht,
schweigt still sein Tutehorn 😐

Text und Musik: Franz Tumbrink, gefunden in der Festschrift der Schweine-Schinken Schützengesellschaft (gegründet 1890) von 1951