direkt vom turm gebloggt

Dezemberbetrachtungen 2025

Es ist nach schlimmen Geschehnissen immer sehr schwierig zu realisieren, dass die Erde sich weiterdreht, trotz allem. Mit diesem Blog möchte ich ein bisschen Licht in unsere oft düstere Zeit bringen. Aus ca. 70 Metern Höhe, mittendrin und doch aus sicherer Entfernung kommen türmerische Erkenntnisse und Gedanken zu euch. Bitte passt auf euch selbst und aufeinander auf. Ich nehme euch jetzt noch ein letztes Mal in diesem Jahr mit in mein Spezialinteresse, dem Verweben von Historischem und Gegenwärtigem …

Im Dezember vor 11 Jahren bekam ich auf meine Bewerbung bei der Stadt Münster die ersehnte Bestätigung: Mein Ansinnen, die traditionsreiche Stelle des Türmers anzutreten, würde schon am 1. Januar des Jahres 2014 Wirklichkeit werden! Die große Freude darüber ist noch präsent wie eh und je.


Die Botschaft erreichte mich am 4. Dezember – alle, die gerne mal im Heiligenkalender stöbern, werden wissen: das ist der Tag der Heiligen Barbara. Zufall oder Chiffre? Auf jeden Fall ein gutes Omen; so wie die Zweige der nach ihrer Flucht aus dem Turm ins Gefängnis gesperrten Barbara der Überlieferung nach an ihrem Todestag erblühten, so deutete ich den Tag als Hoffnungszeichen. 

Und jedes Jahr um den Barbaratag herum mache ich mich auf die Suche nach Geschichten, die von diesem Tage handeln:

Gertrud Rolfes
über die Heilige Barbara
(Anfang des 20. Jahrhunderts)

(QUELLE: AUS DEM LEBEN EINE BÄUERIN IM MÜNSTERLAND, GERTRUD ROLFES BERICHTET. RENATE BROCKPÄHLER (HERAUSGEBERIN), F. COPPENRATH VERLAG, MÜNSTER 1981. HIER KOMPLETT DIGITAL LESBAR, Klick!)

Diese Zeilen kennen auch heute noch viele Menschen im Münsterland. Es wurde mir sowohl rezitiert als auch geschrieben, wann immer die Sprache auf Barbara kam. Offenbar eine zeitlose Erinnerung.

Apropos „zeitlos“:

In den Advents- und Weihnachtstagen bin ich zudem auch sehr gerne in geselligen Kreisen, wo man sich am gemeinsamen Singen erfreut, und ein fröhliches zeitloses Element aller Singkreise egal welchen Alters zwischen 3 und 99 Jahren ist der Hit „In der Weihnachtsbäckerei“ von Rolf Zuckowski. Macht euch mal den Spaß und summt es vor euch hin, wenn ihr im Supermarkt oder im Bus seid. Dieser Ohrwurm überträgt sich flott 😀 

Lesen wir noch einmal von Gertrud Rolfes:

Backen und Essen zu Weihnachten



Übrigens wird gerade neben der Lambertikirche neu gebaut – hier soll der Domschatz ein neues Zuhause finden! In der Baggerschaufel befindet sich gerade eine Krippe, wie rührend 😀 Mehr dazu lest ihr z.B. bei Kirche+Leben, Klick!


Dass die Tradition, einen Baum aufzustellen, noch gar nicht so alt ist, hatte ich ja schon einmal beschrieben (zum Nachlesen hier, Erinnerungen von Augustin Wibbelt, Klick!). Auch Gertrud Rolfes, der reichhaltige Quell an authentischer Münsterland-Geschichte, hat etwas dazu hinterlassen:

Krippe und Weihnachtsbaum


Bis zum Tag der Heiligen Drei Könige, dem 6. Januar also blieb der Baum bei Gertrud stehen. Der Hintergrund: Am Sonntag nach dem Dreikönigsfest endet die Weihnachtszeit (für Katholikinnen und Katholiken). Allerdings ist dies offiziell nach meinen Recherchen erst Beschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965), und einige Menschen lassen den Baum nach noch älterem Brauch sogar bis 40 Tage nach Weihnachten in der Stube stehen – dies entspricht dem katholischen Datum von Mariä Lichtmess (2. Februar)! Der Ursprung: ein aus heutiger Sicht seltsames Verständnis von „Unreinheit“ – nach dem Gesetz Mose galt eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Jungen als „unrein“ und brachte dem Priester ein Reinigungsopfer in Form von Taube und Lamm – dies müssen wir allerdings vor dem Hintergrund einer Erfindung des 4. Jahrhunderts sehen. Lange her… Mit dem Wissen und dem Stand unserer modernen Gesellschaft sicher befremdlich; in der damaligen Zeit aber sozusagen state of the art

Manches aus früheren Zeiten ist schwer nachvollziehbar,
manches ganz leicht: 

In diesem Sinne fröne ich der heute noch verständlichen alten überlieferten Tradition des Zeitsignal-Tutens, wenn keine Feuer drohen und wünsche euch von ganzem Herzen friedvolle Advents-, Weihnachts- und Jahreswechsel-Tage! Nun endet bald der Dezember 2024…

Wir lesen uns im Neuen Jahr wieder, gehabt euch wohl!

Eure Türmerin von Münster.

P.S. Zwei Zeichnungen in der Türmerstube von St. Lamberti mit dem sich wandelnden alten Turm, der im ausgehenden 19. Jahrhundert ersetzt worden ist – weil er sich gefährlich neigte – klasse, nicht wahr?!

1 Kommentar

  1. Hans Peter

    Nachtrag zu deinem Text über Weihnachts essen traditionen: Bei uns in Österreich, speziell in den ländlichen bergigen Regionen gibt es am Heiligen Abend eine Nudelsuppe mit Frankfurter (Wiener) Würstchen…..bei meiner Schwester in Salzburg auch heute noch….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.